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Auferstehung als Erfahrung von Hartnäckigkeit

Auferstehung als Erfahrung von Hartnäckigkeit

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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„Versucht‘s noch einmal - werft euer Netz nochmals aus!“ (Johannes 21,1-6) Das hat einmal Jesus zu seinen Jüngern gesagt. Die Jünger waren müde. Sie hatten die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen. Dann wurde es Morgen. Sie sind enttäuscht und mit leerem Boot zurückgekehrt. Dort hat Jesus sie erwartet: „Werft euer Netz nochmals aus,“ sagt er. Mit Frust und Enttäuschung beginnt eine Ostergeschichte aus der Bibel: die Erscheinung Jesu am See von Tiberias.

Die Geschichte aus dem Alltag der Jünger könnte aber auch mitten in meinem Alltag spielen. Frustrierende Ergebnisse kenne ich auch: Da bereite ich mich noch so gut auf den Schulunterricht vor, aber die Stunde klappt nicht, ich kann die Schüler nicht fesseln. Oder – ich werbe für ehrenamtliche Mitarbeit in der Gemeinde und doch machen nur ein paar Leute mit. Solche frustrierenden Erlebnisse kennt wohl irgendwie jeder:

Ich stecke richtig viel Aufwand in eine Sache - und heraus kommt wenig. Schlimmer als meine schulischen oder gemeindlichen Frust-Erlebnisse sind da die Erfahrungen Jugendlicher. Ein Jugendlicher aus meiner Gemeinde hat wohl an die 30 Bewerbungen geschrieben, aber nur von zwei Firmen hat er überhaupt eine Antwort bekommen. Ich denke auch an einen Hartz IV - Empfänger, den ich kenne. Er wünscht sich nichts sehnlicher als Arbeit, aber man sagt ihm, er sei nicht mehr vermittelbar. Frustration, Enttäuschung.

Es hat doch alles keinen Zweck, warum sich noch anstrengen? Es kommt doch nichts dabei raus. Alles vergeblich,  keine Energie mehr zum Leben. Kein Wunder, dass Menschen, die keine Aufgabe mehr haben, die scheinbar nicht mehr gebraucht werden, oft wirklich seelisch und körperlich krank werden.

Als die Jünger morgens ohne Fische frustriert zurückkommen, steht Jesus am Ufer. Jesus sagt zu ihnen: „Werft das Netz noch einmal aus“. Auf sein Wort hin fahren sie noch einmal hinaus. Vielleicht haben sie gedacht: „Wir haben eh nichts zu verlieren - Also versuchen wir `s noch einmal.“

Mir sagt diese Geschichte: Auferstehung heißt: nicht aufgeben. Auferstehung heißt:  Ich will mich nicht von meiner Frustration besiegen lassen, auf die scheinbar böse Welt schimpfen und andere für mein Versagen verantwortlich machen. Auferstehung heißt: Ich probier´s noch einmal und nochmal und nochmal, bis irgendwann irgendwas geht.

Eigentlich ist es nichts anderes als Hartnäckigkeit, was Jesus von mir fordert. Die Geschichte von Jesus mit den Jüngern am See geht so weiter: Sie fahren tatsächlich noch einmal raus auf den See. Und diesmal ist das Netz so brechend voll, dass sie es kaum ins Boot ziehen können. Es geht nicht immer so bei mir aus, und nicht immer kommt dann doch noch der große Fischfang.

Aber ich kenne auch die Erfahrung: Ich bin kurz vor dem aufgeben, und dann schaffe ich doch nochmal die Wende. Das hat für mich dann wirklich was von Auferstehung mitten im Leben

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