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Alles Klar(a)?
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Alles Klar(a)?

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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„Alles klar?“ Das frage ich öfter mal Menschen in meiner Umgebung. Die Frage kann zwei Bedeutungen haben: Entweder will ich wissen, ob jemand verstanden hat, was ich erklärt habe; oder ich will eigentlich fragen: „Geht’s dir gut?“. Ich wünsche mir, dass alles klar ist: Ich will wissen, was ich tun soll, ich will gute Sicht haben, und ich sehe das Leben gerne aufgeräumt vor mir. Aber das ist nicht immer so.

Manchmal ist nichts klar: Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, viele Möglichkeiten liegen scheinbar chaotisch vor mir. Meine Lebensumstände drohen, mir über den Kopf zu wachsen – so empfinde ich es dann.

Wenn ich wieder klare Sicht haben will, hilft mir putzen und beten. Tatsächlich geht mir das so. Ich putze nicht wirklich die Fenster, um klare Sicht zu bekommen, aber oft hilft es mir, meine Aufgaben oder die anstehenden Dinge zu sortieren. Je nachdem bilde ich Stapel mit Briefen, Körbe mit Dingen zum Wegräumen, oder ich schreibe Listen für alles, was zu erledigen ist.

Und ich bete. Manchmal ist es eher ein maulendes Klagelied, warum immer ich die unangenehmen Dinge erledigen muss und warum mal nicht einfach was gelingen kann. Dabei beginne ich mit der Arbeit. Manchmal setze ich mich aber auch an einen ruhigen Ort, höre auf die Geräusche und versuche meine Gedanken zu ordnen, indem ich sie Gott erzähle.

Dabei stehe ich in gewisser Weise in der Tradition der Heiligen Klara. Ihr Name bedeutet „die Leuchtende“ oder „die Klare“. Heute ist der Tag der Heiligen Klara. Klara lebte im 13. Jahrhundert (ca. 1193 - 11.8.1253) und war dafür bekannt, dass sie Dinge klar sehen konnte, die anderen Menschen verborgen war: Sie hatte Visionen, in denen sie Gottes Herrlichkeit sah. Der starke Glaube brachte sie dazu, als Mädchen den Heiratsplänen ihrer Familie zu entfliehen und sich dem Heiligen Franziskus anzuschließen. Mit dessen Hilfe gründete sie eine Gemeinschaft von Frauen, die nach der Regel der Franziskaner in Armut und Gebet zusammenlebten und sich um Hilfsbedürftige kümmerten – die Klarissen.

Eine zentrale Rolle im Leben der Klarissen spielt die Armut und Einfachheit: Sie wollen sich auf das Wesentliche konzentrieren, auf das Gebet. – Alles klar! Sie folgen damit dem Vorbild Jesu: Auch Jesus nahm sich Zeiten, in denen er sich auf das Wesentliche konzentrierte. Er zog sich zum Gebet auf einen Berg zurück und schickte alle Leute weg.

Vielleicht berührt mich die Heilige Klara in diesem Jahr besonders, weil so wenig klar scheint. Pläne sind durchkreuzt, Termine nicht mehr verlässlich. Für mich ist es da besonders wichtig, mich auf das Wesentliche zu besinnen. Und vielleicht sind diese Sommertage, in denen nicht viel los ist, besonders gut geeignet, zu putzen und zu beten.

Ich werde es ausprobieren – eigentlich habe ich schon damit angefangen: Ich räume Speicher und Keller auf, krame alte Hobbies wieder hervor und nehme mir die Freiheit, auf einen Berg zu steigen und alle Leute wegzuschicken.

Ich glaube, dann kann ich am Ende dieses Sommers für mich die Frage klar beantworten: „Ja! Alles klar!“

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