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Die Schönheit der kleinen Dinge
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Die Schönheit der kleinen Dinge

Gudrun Olschewski
Ein Beitrag von Gudrun Olschewski, Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Auch weniger Schönes: Gepäck, das ganz woanders landet als man selber. Ein Hotel, das ganz anders aussieht als im Reiseprospekt. Zwei Wochen Regenwetter in den Bergen. Oder viel mehr an Schönem als erwartet: ein fantastischer Strand, tolle Menschen und Dinge, die ich vorher noch nicht gesehen habe.
Wer auf Reisen geht, dem ist klar, dass nichts so ist wie sonst. Und deswegen sind diese zwei oder drei Wochen im Jahr ja auch so besonders. In dieser Zeit bleibt der Alltag außen vor. Schon Monate vorher freue ich mich darauf, plane und bereite mich vor. Und wenn ich mir ausmale, was ich alles sehen und erleben werde, dann beginnt die Reise schon auf dem Sofa zu Hause.
Mich überrascht dabei: Erinnerungen an die schönste Zeit im Jahr bestehen oft nicht aus den großen Sehenswürdigkeiten. Viel eher bleiben der lustige Eisverkäufer im Gedächtnis oder die frischen Erdbeeren beim Frühstück,
der Sonnenstrahl, der durch die Wolken bricht oder die Farbe, in der die Häuser gestrichen sind. Eigentlich alles Dinge, für die ich nicht unbedingt in die Ferne schweifen muss. Denn diese Kleinigkeiten, die zu schönen Erinnerungen wurden, können sich überall zeigen. Auch zu Hause, wenn ich es mir mit einer Tasse Kaffee gemütlich mache, völlig losgelöst von dem, was eigentlich gerade dran wäre.
Die schönsten Wochen des Jahres kann ich verlängern, wenn ich Momente bewusst erlebe und mit allen Sinnen wahrnehme: die Meise, die auf der Wäscheleine balanciert oder der Rosenduft, der mir entgegen strömt, schon bevor ich um die Ecke biege oder das Lächeln des Busfahrers, der selbst im dicksten Berufsverkehr die Ruhe behält.
Wenn ich mich berühren lasse von dem, was um mich herum geschieht, dann erlebe ich sogar an einem ganz normalen Montag echte Ferienmomente.

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