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Gute Vorsätze

Gute Vorsätze

Gudrun Olschewski
Ein Beitrag von Gudrun Olschewski, Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt

„Solange die blüht“, ruft Sophia und zeigt stolz auf den Blumentopf in ihrer Hand: „Solange die blüht, will ich erst ‘mal überlegen, bevor ich streite.“ Ich bin verwundert und will wissen, was dahintersteckt. Sophia ist neun Jahre alt und erklärt es mir: „Frieden fängt bei mir an. Das haben wir im Kindergottesdienst gelernt."

Jedes Kind hat so ein Vergissmeinnicht mit nach Hause bekommen und eine Hausaufgabe. Ich soll die Blume regelmäßig gießen und sie ganz oft anschauen.“ Es sprudelt nur so aus Sophia heraus. „Und wenn du zornig bist oder Streit hast, dann sagt die Blume dir: Du kannst auch mit dem Kopf streiten, ohne wehzutun. Vergiss das nicht, sagt die Blume“.

Die Auseinandersetzungen zwischen Sophia und den beiden älteren Schwestern kenne ich nur zu gut. Schon ein nicht zurück gegebener Buntstift kann die größte Wut auslösen. Ich bin also skeptisch. Andererseits denke ich, kein schlechter Vorschlag, auch für Erwachsene.

Der schwierige Kollege im Büro, zum Beispiel, der mich mit seiner missgelaunten, oberlehrerhaften Art schon am frühen Morgen wütend macht. Oder der leergefahrene Tank, wenn wir mal wieder auf den letzten Drücker unterwegs sind, gefolgt von der ärgerlichen Debatte, wer sich um die neue Füllung zu kümmern hat. Ist es möglich, zu streiten, ohne dass dabei etwas zu Bruch geht? Ohne Kränkung, die länger weh tut, als es dem Anlass entspricht?

Das Vergissmeinnicht kann so ein Symbol dafür sein – ein Denkanstoß auf dem Schreibtisch im Büro oder am Küchenfenster. Mir gefällt der Vorschlag aus dem Kindergottesdienst. Er zeigt die kleinen Schritte, die Frieden möglich machen. Wie lange blüht so eine Blume? Zwei Wochen, fünf oder länger? Wie lange halten meine guten Vorsätze? Sophia jedenfalls bemüht sich. So unscheinbar kann Frieden beginnen.

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