hr4 ÜBRIGENS
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Vogler, Marcus

Ein Sendung von

Leitender katholischer Pfarrer der Pfarrei St. Bonifatius Amöneburger Land

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Peter und Paul – zwei Gegensätze

Zwei Menschen, die gegensätzlicher kaum sein könnten: Der eine ein einfacher Fischer - impulsiv, bodenständig, manchmal wankelmütig. Der andere ein gebildeter Theologe - wortgewandt, durchsetzungsstark und früher sogar Christengegner. Petrus und Paulus. Zwei starke Charaktere. Zwei Wege. Und doch feiert die katholische Kirche heute, am 29. Juni, beide gemeinsam. Warum? Kirche braucht Vielfalt, und sie kann auch Spannungen aushalten. Petrus, der Jesus dreimal verleugnet und dennoch zum Felsen wird. Paulus, der Christen verfolgt und verhaften ließ, aber dann zum größten Missionar wird. Zwei Lebensläufe voller Brüche, voller Umwege – und doch mit derselben Berufung: die Frohe Botschaft in die Welt zu tragen. Petrus steht für das Fundament, für das Bleibende, das Hüten der Gemeinschaft. Paulus steht für die Bewegung, das Weitersagen, das Überschreiten von Grenzen.

Das, was sie verbindet, ist stärker als das, was sie trennt

Zusammen verkörpern sie zwei Pole des Glaubens: Bewahren und Aufbrechen. Halten und Senden. Was sie verbindet, ist nicht ihre Perfektion, sondern ihr Vertrauen. Ihr Mut, trotz Schuld und Zweifel neu anzufangen. Ihr Glaube daran, dass Gott Menschen verändert – und durch sie die Welt. Vielleicht ist das auch heute ihre Botschaft an uns: Es ist okay, verschieden zu sein.

Stärken und Schwächen gehören zum Menschsein dazu

Es ist okay, Fehler gemacht zu haben. Entscheidend ist, wem wir unser Herz anvertrauen – und ob wir bereit sind, aufzubrechen. Das Fest Peter und Paul erinnert mich daran: Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade. Er gebraucht menschliche Schwächen genauso wie die Stärken. Und wenn Menschen den Mut haben, sich von ihm führen zu lassen – dann können auch alle ein Stück „Kirche“ sein: lebendig, vielfältig, getragen vom gleichen Geist.