hr4 ÜBRIGENS
hr4
Straub, Jochen

Ein Sendung von

Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg

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Neid, der nie vergeht

Es ist noch nicht lange her, da waren meine Frau und ich in Lichtenfeld in der Schweiz. Wir haben die bezaubernde Stadt erkundet. Besonders die Altstadt mit ihren alten Häusern hat uns beeindruckt. Ich staune immer wieder darüber, wie lange die Häuser schon stehen. Manchmal stehen die Namen der Erbauer auf den Häusern und alte Sprüche. Eine alte Inschrift hat mich besonders berührt. Da stand:

Wenn dies Haus so lange steht,
bis auf der Welt der Neid vergeht,
so steht es nicht nur eine Zeit,
sondern länger, bis in Ewigkeit.

Wo Neid ist, ist auch Erfolg

Wie wahr, dachte ich mir. Wie oft erlebe ich Neid und noch schlimmer: Missgunst. Es beginnt mit einfachen Gedanken und Sätzen wie „Das ist nicht fair.“ Oder: „Was denkt er eigentlich, wer er ist?“

Manchmal tröste ich mich damit, dass Neid die höchste Form der Anerkennung ist. Wo Erfolg ist, sind auch Neider – aber wo Neider sind, da ist ja auch Erfolg!

Mit anderen freuen ist schöner

Viel schöner ist es allerdings, wenn sich jemand mit mir freut, wenn etwas gut gelungen ist. Ein schöner Text fürs Radio zum Beispiel. Oder ein tolles Buch, das ich geschrieben habe. Und natürlich auch: Wenn ich selbst einem Freund aus vollem Herzen sagen kann: Das hast du klasse gemacht!

So sehr ich dem alten Haus in der Schweiz wünsche, dass es noch lange steht: Ich wünsche mir noch mehr, dass wir lernen, uns über die vielen kleinen und großen Dinge zu freuen, die uns und anderen gelungen sind – ohne Neid.