Vom Sukkot zu Simchat Tora
Bis gestern haben Jüdinnen und Juden Sukkot gefeiert – das Laubhüttenfest. Es erinnert an den langen Weg des Volkes Israel durch die Wüste, nach seinem Auszug aus der Sklaverei in Ägypten. Die Bibel – die jüdische wie die christliche – erzählt davon.
Die Freude an der Tora wird mit Tanz und Süßigkeiten gefeiert
Und heute Abend beginnt das Fest Simchat Tora. Simchat Tora bedeutet so viel wie „Freude an der Tora“. Die Tora, das sind die fünf Bücher Mose, die auch die ersten Bücher der christlichen Bibel sind. An Simchat Tora feiern die Jüdinnen und Juden, dass der Lesezyklus der Tora abgeschlossen ist. Dass man also die fünf Bücher Mose während der Morgengebete am Schabbat einmal ganz durchgelesen hat – und sofort wieder von Anfang beginnt. Das ist der Anlass für ein Freudenfest in der Synagoge. Die Torarollen werden aus einem Schrein herausgenommen und tanzend und singend durch die Synagoge getragen. Ein großes Fest auch für die Kinder, denn sie werden dabei reichlich mit Süßigkeiten beschenkt.
Wie feiere ich ein Freudenfest in schwierigen Zeiten?
Dieses Jahr ist es ein Freudenfest in schwierigen Zeiten. Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich nicht mehr sicher bei uns in Deutschland. Das äußern sie immer wieder. Und antisemitische Exzesse an der Goethe–Uni in Frankfurt Mitte September bestätigen dieses Gefühl leider wieder einmal. Mich beunruhigt das sehr. Wenn Jüdinnen und Juden bei uns in Deutschland Angst haben müssen, ist das ein Seismograf, dass etwas in unserer Gesellschaft ins Rutschen gerät. Aber es gibt auch das Gegenteil, gerade auch in meiner Stadt Frankfurt: Öffentliche Grußbotschaften an Jüdinnen und Juden zu ihren Festen. Der große Chanukka-Leuchter, der jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit auf dem Platz vor der Alten Oper aufgestellt wird. Oder, vor wenigen Wochen, die Leuchtschrift mit Grüßen zum jüdischen Neujahrsfest Rosh ha Shana an einem Gebäudeteil des Frankfurter Rathauses, in der Nähe der Paulskirche.
Ich empfinde diess Hoffnungszeichen als Ermutigung
Kleine Zeichen sind das, die zeigen, dass Jüdinnen und Juden zu uns gehören in Deutschland. Das gleiche gilt auch für Musliminnen und Muslime. Zeichen der Wärme und der Achtung. Ich freue mich darüber und empfinde sie als Ermutigung und Hoffnungszeichen in einer gerade nicht einfachen Zeit. Und ich hoffe, das spüren Jüdinnen und Juden in Frankfurt auch.
Ein fröhliches Simchat Tora – trotz allem!