Tag der Gewalt gegen Frauen
Heute, am 25. November, wird weltweit auf die Gewalt an Frauen aufmerksam gemacht. Dieses Datum wurde nicht zufällig gewählt: Vor 65 Jahren, am 25. November 1960 wurden in der Dominikanischen Republik drei politisch aktive Schwestern, die Schwestern Mirabal, von Schergen des Diktators ermordet. Als gut 20 Jahre später sehr viele Frauen zusammenkamen, um an die drei Schwestern zu erinnern, haben sie den 25. November zum Gedenktag für die Opfer von Gewalt gegen Frauen ausgerufen. Später zogen dann die Vereinten Nationen nach. Offiziell heißt der Gedenktag seit 1999 „Internationaler Tag für die Beseitigung der Gewalt an Frauen.“ Es gibt hier wie weltweit Veranstaltungen, Protestmärsche und hier und da sogar einen Gottesdienst zum Thema.
Auch im Jahr 2025 erleiden Frauen noch Gewalt in unserem Land
Natürlich gibt es Länder auf dieser Erde, in denen Frauen noch viel stärker von Gewalt bedroht sind als bei uns und noch viel weniger Rechte haben. Aber häusliche Gewalt, Diskriminierung, Ausbeutung, sexuelle Bedrängung, Cybermobbing, Zwangsprostitution, all das gibt es auch hier in Deutschland, auch heute im Jahr 2025.
Aus Scham wurde früher noch mehr darüber geschwiegen
Und vom Cybermobbing abgesehen, gab es diese Gewalt gegen Frauen auch früher, nur, dass darüber aus Scham noch mehr geschwiegen wurde als heute. Ich arbeite als Seelsorgerin in verschiedenen Altenheimen und bin oft erschüttert darüber, was die Frauen dort mir erzählen und was sie in ihrem Leben aushalten mussten. Sie erzählen von Ängsten und Gefahren im Krieg und auf der Flucht, manche von Missbrauch, von der Benachteiligung gegenüber den Brüdern, die eher lernen und einen Beruf erlernen durften, von der Notwendigkeit, schon als Kind und Jugendliche hart zu arbeiten, von Gewalterfahrungen und Abhängigkeiten in der Ehe und von vielem mehr.
Und ich bewundere alle, die daran nicht verzweifelt oder verbittert sind, sondern ihr Leben trotz allem gestaltet haben und weiter gestalten.
In der Bibel kämpft eine Frau beharrlich um ihr Recht
Auch in der Bibel finden wir ungerechte und frauenverachtende Strukturen – und dazwischen immer wieder Frauen, die sich trotz allem durchsetzen, die Situationen in die Hand nehmen und verändern. Jesus etwa erzählt in einem Gleichnis von einer Witwe. Diese Witwe wendet sich mit ihrem Anliegen an einen Richter, der sie aber mehrmals abblitzen lässt. Doch sie bleibt beharrlich – und schließlich spricht ihr der Richter Recht zu. Nicht weil ihm das Anliegen wichtig wäre, sondern weil er seine Ruhe haben will und um seinen guten Ruf fürchtet. (Lukas 18,2-5) Eine Frau, die sonst wenig in der Gesellschaft zählt, hat sich durchgesetzt und kommt zu ihrem Recht.
Hoffentlich ist der „Orange-Day“ irgendwann nicht mehr nötig
Die Symbolfarbe gegen Frauengewalt ist Orange: eine starke leuchtende Farbe, die auf eine Zukunft ohne Gewalt hindeuten soll.
In manchen Ländern heißt der 25. November deshalb einfach „Orange-Day“. Gebäude und Denkmäler werden als Protest gegen die Gewalt an Frauen orange angestrahlt.
Ich halte mal die Augen offen, ob ich heute in meinem Alltag etwas vom Orange Day entdecke, das wäre schön. Noch mehr aber hoffe ich, dass das Thema Gewalt an Frauen immer mehr ins Bewusstsein rückt und irgendwann dieser Gedenktag gar nicht mehr nötig sein wird.