Frieden
Vor einigen Tagen war das Ende des Zweiten Weltkriegs in allen Medien. Da ist mir eingefallen: Mein verstorbener Vater, der heute 93 Jahre alt würde, hat mir ein Heft hinterlassen, in dem er die schmerzlichen Erfahrungen aus dieser Zeit für mich aufgeschrieben hat.
Als der Krieg ausbrach, war er gerade in die Schule gekommen. Sein Vater war Soldat und an der Front. Die Mutter musste sehen, wie sie mit den sechs Kindern allein zurechtkam.
Die Zeit nach dem Krieg war schlimm
Nach dem Krieg wurde es schlimm: Meine Großeltern lebten in Asch im Sudetenland. An Pfingsten 1946 kam die Ausweisung: In zwei Tagen mit 50 Kilo Gepäck pro Person in einem Sammellager melden. Dort wurden die Menschen in Viehwaggons verladen und nach Westen gefahren, in eine ungewisse Zukunft. Die hygienischen Verhältnisse waren unbeschreiblich. Auch das Essen war knapp. Im Westen angekommen, wurden sie in eine Sammelunterkunft gebracht, später in Privathäuser eingewiesen.
Der Krieg hat Spuren hinterlassen
Ich kann gut verstehen, dass mein Vater sehr lange nicht über die traumatischen Erlebnisse sprechen konnte. Auch mein Großvater hat wenig über den Krieg erzählt. Es ist eigentlich fast ein Wunder, dass die Menschen, die so Schweres erlebt hatten, nach dem Krieg die junge Bundesrepublik aufbauen konnten und wirkliche Werte geschaffen haben, von denen unsere und die nachfolgenden Generationen profitieren. Und sie haben ein Land geschaffen, in dem wir seit achtzig Jahren in Frieden und Freiheit leben können.
Beten für den Frieden
Manchmal habe ich Angst, dass das heute alles aufs Spiel gesetzt wird. Aggressoren bedrohen die Freiheit, frühere Partner werden unzuverlässig. Und der Nationalsozialismus, der so viel Elend und Tod über Millionen Menschen gebracht hat, lebt wieder auf. Das kann ich nicht verstehen. Und ich erinnere mich an ein Wort des Dichters Reinhold Schneider: „Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten.“ Ich wünsche mir viele Beterinnen und Beter und Menschen guten Willens, damit uns der Friede erhalten bleibt.