hr4 ÜBRIGENS
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Vogler, Marcus

Ein Sendung von

Leitender katholischer Pfarrer der Pfarrei St. Bonifatius Amöneburger Land

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Ein kleiner Funke Freundlichkeit

Es gibt Tage, an denen läuft alles irgendwie schief. Die Bahn kommt zu spät, die E-Mails stapeln sich, jemand schneidet mich im Straßenverkehr. Fast wäre es zu einem Unfall gekommen. Die Stimmung kippt – in mir und um mich herum. Und dann passiert etwas Kleines: Eine fremde Person lächelt mich an. Jemand lässt mich in der Schlange im Supermarkt vor, weil er sieht, dass ich nur eine Kleinigkeit im Wagen habe. Oder ein Kollege fragt ehrlich: „Wie geht’s dir heute wirklich?“ Keine große Sache. Aber oft reicht genau so etwas, um den Tag zu drehen. Freundlichkeit ist wie ein Funke: klein, unscheinbar – aber in der Lage, Licht zu bringen. In einen Moment. In ein Herz. In einen grauen Tag.

Eine Funke, der ganz leicht überspringt

Und das Erstaunliche: Freundlichkeit kostet uns nichts. Kein Geld. Keine große Kraft. Nur die Bereitschaft, hinzuschauen – und den anderen wahrzunehmen. Doch Freundlichkeit ist heute fast schon eine kleine Rebellion. In einer Zeit, in der es oft um Schnelligkeit, Effizienz und Selbstdarstellung geht, wirkt sie fast unmodern. Dabei ist sie zutiefst menschlich. Und zutiefst christlich. Der heilige Paulus nennt sie in der Bibel eine „Frucht des Geistes“ – also etwas, das dort wächst, wo Gottes Geist wirken darf. Freundlichkeit ist keine bloße Nettigkeit. Sie ist Ausdruck von Würde. Sie sieht das Gute im Anderen. Und sie kann Mauern durchbrechen, wo Worte sonst nicht mehr weiterkommen. Ich möchte in dieser Welt ein „Freundlichkeitsfunke“ sein. Nicht, um Applaus zu bekommen. Sondern weil die Welt genau das braucht: Menschen, die freundlich sind, wenn es keiner erwartet - und die damit zeigen: Du bist gesehen. Du bist wertvoll. Du bist nicht allein.