Der Purzelbaum
Es ist das Schuljahr 1977. Ich bin 9 Jahre alt. Wir haben Sport. Der Sport in der Grundschule ist nicht besonders anspruchsvoll – zumindest, wenn man sportlich ist.
Ich fahre gern Fahrrad, ich klettere gern auf Bäume – Sachen, die es im Schulsport damals nicht gibt. Dafür sollen wir einen Purzelbaum vorführen. Klassisches Setting: Die ganze Klasse schaut zu, die Sportlehrerin pfeift mit der Trillerpfeife. Purzelbaum.
Angst vorm Purzelbaum im Turnunterricht
Ich habe Angst. Ich kann keinen Purzelbaum - warum auch immer. Das weiß ich, das wissen auch die anderen. Und sie freuen sich schon auf mich, der sich gleich lächerlich macht.
Ich stehe an der Laufbahn und starre auf die blaue Matte am Ende. Dort soll ich einfach einen Purzelbaum machen. Aber mach einmal einen Purzelbaum, wenn Du sicher bist, dass Du dir dabei den Hals brichst! Wut, Tränen und Verzweiflung steigen in mir auf. Die Klasse wiehert schon vor Vergnügen…
Ein Deal mit Gott
Das ist der Moment, in dem ich mit Gott einen Deal mache: „Gott, wenn ich mich jetzt voller Angst und Zorn auf diese verdammte Matte stürze, lass mich schmerzlos sterben! Und das bitte schnell - alles ist besser, als das hier noch länger auszuhalten.
Ich laufe los, Schritt für Schritt. Meine Wut treibt mich an. Letzter Schritt. Absprung. Hände auf die Matte. Rollen. Und dann: Staunen. Schweigen. Kein Genickbruch – Nein! Ich habe es geschafft, den Purzelbaum.
Mit Gott kann man über Mauern springen!
Ein Wunder! Ja, genau so fühlte es sich an. Kein Applaus, kein Lob von der Lehrerin, gar nichts. Nur ich – und tief in mir die Gewissheit: Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen! Und das blieb dieses Vertrauen, das Gott hilft irgendwie! Auch später im Leben, wenn Hindernisse noch größer waren als dieser eine Purzelbaum. Wenn es Kraft kostete, Mut und Ausdauer. Und ich wusste: Ich kann es schaffen, weil Gott da ist.