Ein unverbesserlicher Optimist
„Sie sind ein unverbesserlicher Optimist!“ – das hat mir meine Klassenlehrerin in der 11. Klasse an den Kopf geworfen. An den Grund der Auseinandersetzung kann ich mich - nach mehr als 50 Jahren - nicht mehr erinnern. Nur: dass ich sie angelächelt habe. „Ja ich bin ein Optimist und Sie ärgern sich darüber.“ Das hätte ich ihr gerne gesagt, hab ich mich aber nicht getraut.
Was ist ihnen in dieser Situation noch wichtig?
Ja, es stimmte und stimmt heute noch: Ich verstehe mich als Optimist. Mittlerweile hatte ich viele Gelegenheiten, meine Einstellung im Alltag zu leben. Wenn ich in kniffligen Situationen nach einer passenden Lösung des Problems gesucht habe, zum Beispiel. Oder: Wenn ich Menschen in Entscheidungssituationen begleitet habe und ihnen immer wieder Mut gemacht habe, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen. Und ganz besonders in meinem Dienst als Klinikseelsorger hat mich mein Optimismus begleitet: Wenn es darum ging, Menschen auf ihrem oft sehr langen Weg der Behandlung zur Seite zu stehen. Ich konnte ihnen Mut machen, nicht aufzugeben. Und selbst, wenn dann klar wurde, dass das Leben zu Ende geht, konnte ich bei den Menschen bleiben und mit ihnen überlegen: Was ist ihnen jetzt in dieser Situation noch wichtig?
Er wird alles zum Guten führen
Oft habe ich mich gefragt: Woher kommt denn dieser Optimismus? Ein Teil ist sicherlich die Erfahrung, Menschen zu kennen, die mich so mögen, wie ich bin. Das ist die Familie, in der ich aufgewachsen bin und mit der ich heute noch verbunden bin. Das sind meine Freunde.
Das ist auch die Haltung, zuerst nach positiven Aspekten einer Frage oder einer Situation Ausschau zu halten. So etwas kann ich einüben. Und es ist mein Glaube, in dem ich darauf vertraue: Gott meint es gut mit den Menschen. Er wird alles zum Guten führen. Er hat mich als Optimist in diese Welt gestellt. Dafür bin ich ihm dankbar.