hr1 ZUSPRUCH
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Klewitz, Ute

Eine Sendung von

Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz

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Erinnerungen an meine Oma

Ich erinnere mich noch gut daran: Im November hat meine Oma immer abends auf ihrem Couchtisch ihre Osterkerze angezündet, die hatte sie im Frühjahr selbst dekoriert. Gerade in der dunklen Jahreszeit hat so noch ein bisschen Ostern geleuchtet, auch mit der Botschaft: Tod und Dunkelheit sind nicht endgültig, es wird wieder hell, das Leben wird siegen.

Helle Momente im dunklen November

Meine Oma hat sich dann im Schein der Osterkerze auf ihr Sofa gelegt, ihre Füße mit einer Wolldecke zugedeckt und Fernsehen geschaut. Ich erinnere mich bis heute an das warme, helle Licht in ihrem kleinen gemütlichen Wohnzimmer. 

Oft habe ich mich direkt vor sie auf den Boden gesetzt und mich dann an das Sofa angelehnt. Dann haben wir erzählt, was den Tag über los war oder wir haben miteinander geschwiegen. Und manchmal, da haben wir uns einfach an den Händen gehalten. Das sind für mich ganz besonders innige und liebevolle Momente gewesen – damals im eher dunklen November.

“Ehrentag für Oma und Opa”

Daran muss ich heute auch besonders denken, weil heute der weltweite „Ehrentag für Oma und Opa“ ist. Dieser Ehrentag eignet sich auch dafür, seinen Großeltern mal zu sagen, wie sehr man sie mag. In vielen Familien leben die Großeltern noch und unterstützen ihre Kinder und Enkelkinder bei ganz alltäglichen Dingen, wie Abholdienste, Ausflüge machen oder einfach mal aufpassen. Da gibt es ganz verschiedene Unterstützungen.

Sicherlich gibt es auch Familien, die nicht auf Großeltern zurückgreifen können, weil sie nicht mehr leben, oder manchmal ist das Verhältnis untereinander eher schwierig, so dass kein Miteinander möglich ist. Manche Familien haben auch „Leihomas“ und „Leihopas“, das sind ältere Menschen, die gegen Bezahlung oder auch einfach so die Kinder von Familien betreuen.

Familiäre Verbindungen schaffen Nähe, Vertrauen und Liebe 

Zwischen den Generationen gibt es, so erlebe ich es in meinem Umfeld, ganz besondere hilfreiche Verbindungen. Da ist Raum für Nähe, Vertrauen und auch Liebe. 

Meine Oma ist inzwischen lange tot und trotzdem ist sie für mich eine Lichtquelle, die meine Kinder- und Jugendzeit durchstrahlt hat. Und heute an diesem Ehrentag kann ich mit leichtem Herzen sagen, wie sehr ich sie liebe für all die Lichtmomente, die sie mir in meinem Leben geschenkt hat.