hr4 ÜBRIGENS
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Nüchter, Ayleen

Ein Sendung von

Katholische Gemeindereferentin im Pastoralverbund St. Benedikt Hünfelder Land

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Aus alt mach‘ neu

Neulich habe ich meinen alten Jägerzaun gestrichen. Eigentlich hatte ich schon darüber nachgedacht, ihn komplett zu ersetzen. Er ist in die Jahre gekommen, hier und da schief, ein paar Latten morsch. Die Werbung lockt ja überall mit pflegeleichten Zäunen - modern, langlebig, alles ganz ohne Arbeit.

Aber ich habe mich entschieden, den alten Zaun zu behalten. Ich habe ihn abgeschliffen, repariert, gestrichen – Bretter für Brett, mit der Hand. Es war ein langer Tag. Aber am Ende stand er wieder da, fast wie neu: mein alter Zaun. Und plötzlich kam mir ein Gedanke: Wie oft sind wir selbst versucht, Dinge wegzuwerfen, nur weil sie alt sind oder Mühe machen? In unserer Gesellschaft ist vieles auf „schnell“ und „neu“ ausgelegt. Alte Sachen? Weg damit. Alte Beziehungen? Zu anstrengend. Alte Menschen? Oft vergessen. Aber Gott sieht das anders. In Jesaja 43,19 heißt es: „Siehe, ich wirke Neues; jetzt sprosst es auf. Erkennt ihr’s denn nicht?“ Ja – Gott schafft Neues.

Ein Gott der Nachhaltigkeit, auch uns Menschen gegenüber

Aber nicht immer durch Ersatz, sondern oft durch Erneuerung. Aus Alt macht er wieder schön. Er wirft nicht weg, was brüchig ist – er repariert, was gebrochen ist. Wie oft haben wir selbst Risse im Leben. Und trotzdem streicht Gott uns nicht einfach durch. Er sagt: „Meine Gnade genügt dir.“ (2. Korinther 12,9) Der alte Zaun hat mich daran erinnert: Manchmal liegt gerade im Erhalten, im Reparieren, im zeitintensiven Streichen – Segen. Vielleicht ist es heute an der Zeit, nicht wegzuwerfen, sondern liebevoll die Pinsel auszupacken. Denn unser Gott ist kein Gott des Wegwerfens, sondern der Wiederherstellung. Ich bin froh, dass ich den Zaun gestrichen habe. Und ein bisschen dankbar, dass Gott mich durch ein paar Bretter wieder daran erinnert hat, wie er auch mit mir umgeht.