Auch Blicke sind Taten
Guck mal, Mama, da liegt einer. Das Kind zeigt auf eine Parkbank. Tatsächlich, da liegt einer. Als die Mama dann genau hinsieht, erkennt sie, dass die Bank und der Mensch aus Bronze sind. Es ist ein Kunstwerk. Und als das Kind genau hinsieht, erkennt es Wunden an den Füßen des Mannes. Da liegt kein echter Mensch. Das soll Jesus sein.* Er liegt da wie jemand ohne ein Dach über dem Kopf. Davon hat Jesus einmal gesprochen und gesagt (Lukas 9,58): Ich habe nichts, wo ich mein Haupt hinlegen kann.
Das geht vielen so. Leider. Am Tag laufen sie durch die Stadt, nachts suchen sie Platz zum Schlafen. Auf einer Bank oder im Rohbau oder unter einer Brücke. Eines Tages sind sie aus ihrem Leben gefallen und waren ohne ein Dach über dem Kopf. Das kann schnell gehen. Egal, ob man selber schuld ist oder nicht. Dagegen können wir nichts tun.
Wir können aber etwas lassen. Wir können schlechte Gedanken über sie sein lassen; und alle verächtlichen Blicke. Auch Blicke sind Taten. Wir können diese Menschen freundlich ansehen. Wir müssen über niemanden schlecht reden oder sie abschätzig anschauen. Wir können wertschätzend blicken. Niemand ist gerne ohne Dach über dem Kopf. Darum schauen wir besser mit Verständnis auf sie. Und Jesus freut sich über uns. Er hatte ja ein großes Herz für alle Menschen. Für die, die nicht mehr mitkommen - und für uns, weil wir barmherzig sein können. Im Denken und im Anschauen von Menschen.
* Skulptur „Homeless Jesus“ von Timothy P. Schmalz; in München und in über 100 Städten der Welt