Dann fühl‘ ich mich im Himmel

Das Leben verstehen ist einfach, sagt Steffi. Sie hat viel Leben gehabt in ihren gut vierzig Jahren. Zwei Ehen, zwei Kinder. Steffi teilt Essen auf Rädern aus. Oder hilft Älteren, die sich nicht mehr zu helfen wissen in Corona Zeiten. Leben verstehen ist einfach, sagt Steffi. Man muss nur wissen, worum sich alles dreht. Im Leben dreht sich alles um Wert. Man muss nur sehen, wie Menschen sich anschauen. In ihren Augen liegt oft die Frage: Ist der andere schöner, jünger, reicher? Bin ich klüger, hübscher? So geht es zu. Immer die leisen Fragen: Was bin ich wert? Wem bin ich wertvoll? 

Solange man sich wertvoll fühlt, sagt Steffi, ist alles im grünen Bereich. Ernst wird es, wenn es nicht mehr gut läuft. Wenn einen Kinder oder Partner verlassen, die Arbeit gekündigt wird; wenn die Beine nicht mehr wollen, der Kopf nachlässt. Dann fragt man heftiger: Was bin ich wert, wenn mir weniger gelingt? Bin ich noch wichtig, wenn ich gepflegt werden muss? Das braucht man zum Leben: Wertvoll sein. Die Frage hört nie auf, sagt Steffi.

Die Antwort auch nicht. Schlimm ist, sagt sie, wenn man sich selber antworten muss. Man kann sich nicht selber wertvoll machen. Wert muss von außen kommen. Das ist das Beste, was man bekommen kann im Leben, egal ob alt oder jung, gesund oder krank. Jeder Mensch braucht einen, der jeden Tag einmal sagt: Du bist mein Schatz. Oder es nicht sagt, aber dem zeigt, der hilflos im Bett liegt: Du bist mir wichtig. Das ist das Glück, sagt Steffi, der ganze Lebenssinn: Wertvoll sein. Dann fühl‘ ich mich im Himmel.