„Was Hänschen nicht lernt…“
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“ Diesen Spruch habe ich in meiner Grundschulzeit oft gehört. Mein Mathelehrer hat ihn immer dann gesagt, wenn ich zum Lernen keine Lust mehr hatte. Ich weiß, was er damit gemeint hat: „Jetzt musst du lernen, denn im Alter geht das mit dem Rechnenlernen nicht mehr.“
Aber ich frage mich: Stimmt dieser Spruch wirklich? Denn oft erlebe ich Anderes! Da ist die Freundin, die – auch schon weit über fünfzig – angefangen hat, ein Instrument zu lernen. „Ich will unbedingt mal die Querflöte probieren“, hat sie mir gesagt. Jetzt, nach drei Wochen üben, klingt ihr Spiel schon sehr passabel. Oder da ist der Mann aus meiner Gemeinde, der sich nach seinem Berufsleben noch einmal in die Geschichtsvorlesungen an der Uni gesetzt hat. Jetzt betreut er unser Pfarrarchiv fast wie ein professioneller Archivar.
Diese Beispiele zeigen mir: „Hans“ kann sehr wohl noch so manche Dinge lernen, die er als „Hänschen“ nicht gelernt hat. Vielleicht nicht mehr so schnell, aber es geht eben doch. Das macht mir Mut. Denn ich will auch noch so Einiges in meinem Leben lernen. So zum Beispiel die französische Sprache. In der Schule habe ich das damals verpasst. Jetzt bei meinen Reisen durch Frankreich würde ich gern auch die Sprache verstehen. Die will ich noch lernen! Oder: Ich will noch viel mehr über die Funktionsweisen von Computern, Internet und den sozialen Medien erfahren. Auch das „Kochen – Können“ steht bei mir noch auf der Lernliste.
Ich weiß: Dazu muss ich mir Zeit nehmen. Ich brauche vielleicht jemanden, der mich anstubbst und sagt: „Fang doch einfach mal an!“ – oder sogar mit mir lernt! Und: Ich brauche einen Plan: Im nächsten Jahr will ich in Frankreich mein Essen in Französisch bestellen können! Denn ob „Hänschen“ oder „Hans“: Ich kann immer noch was lernen.