hr4 ÜBRIGENS
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Becker, Michael

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Kassel

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Was uns geboten ist

Was uns geboten ist

Sie haben sich verabredet. In der Dunkelheit. Die Menschen im Städtchen schlafen. Junge Männer aus Syrien und Afghanistan haben aber schon einen Plan. Sie treffen sich um sieben Uhr auf dem Marktplatz. In ihren Händen  halten sie Säcke und Besen. Es ist Neujahrsmorgen. Die jungen Männer aus dem Nahen Osten und aus Afrika wollen aufräumen. Sie kehren den Silvestermüll der Bewohner zusammen: Flaschen, Böllerreste, kaputtes Glas. Als es hell wird und die ersten Einwohner auf die Straße gehen, ist alles blitzblank in dem Städtchen nahe München. Sie wollten nicht ausschlafen, die Asylsuchenden, sie wollten etwas „zurückgeben“, weil ihnen so sehr geholfen wurde (focus-online am 7.1.2016). So geht es auch.

Wie schrecklich muss es dagegen in Köln gewesen sein, wo junge Männer regelrecht Jagd auf Frauen machten. Wem fällt so etwas ein? Wie haben sie sich organisiert? Wir wissen noch zu wenig. Die Schrecken aber sind groß. Für Straftaten wie in Köln oder Hamburg gibt es keine Entschuldigung. Und keine Ausreden. Wer gegen Gesetze verstößt, muss dann die Gesetze auch spüren. Wer im Rausch handelt, wird sich nüchtern noch wundern.

Auch Flüchtlinge sind Menschen. Grob oder fein, mitfühlend oder berechnend, liebevoll oder gewaltsam. Sie können wie Engel sein, die bei uns den Dreck wegräumen. Oder wie Teufel, die Frauen belästigen und bestehlen. Sie sind Menschen, die Hilfe brauchen - oder unsere Hilfe ausnutzen. Das sehen wir ganz nüchtern. Und lassen uns nicht hinreißen, irgendeiner Stimmung zu folgen. Freude oder Wut sind mal nötig; gute Ratgeber sind sie aber nicht. Lieber bleiben wir besonnen und achten auf die Gesetze. Die gibt es, damit wir nicht unseren Launen gehorchen. Gesetze sind nüchtern. Sie sagen: Ausnutzen ist verboten. Geboten aber ist: die im Elend sind, denen geben wir ein Zuhause.