Von der Rettung des Abendlands
Wer nicht hören will, muss fühlen. Manchmal stimmt der Satz. Bei „Pegida“ zum Beispiel. Die gehen auf die Straße, um das christliche Abendland zu retten. Vor anderen Hautfarben und dem Islam. Ob das nötig ist, bezweifle ich. Wie sie das machen, bezweifle ich erst Recht. Man rettet das Abendland nicht mit Hetze gegen Minderheiten. Das haben schon andere versucht und unser Land in die Katastrophe geführt. Jetzt greift „Pegida“ Schokolade an. Es gibt Tafeln mit Bildern. Kinderbilder von unseren Fußballern sind da
zu sehen. Natürlich auch von Spielern, die ausländische Wurzeln haben: Gündoğan, Boateng, Özil. „Pegida“ schimpft und will das nicht. Will das Abendland retten, die weiße Rasse vielleicht. Ich kann mich in solche Dummheiten nur schwer hineinversetzen.
Eins aber weiß ich: Manchmal muss fühlen, wer nicht hören will. Die von „Pegida“ hören gerade nicht auf das Christliche im Abendland. Dabei wollen sie es retten. Es wird aber nichts gerettet durch Verachtung. Darum müssen sie fühlen. Meinen Widerstand. Überall. Mein klares Nein zu ihrem Unsinn. Auch vor Gericht müssen sie fühlen, dass oft strafwürdig ist, wie sie lästern. Man rettet das Christliche nicht, indem man es verrät. Unser Abendland hat Besseres verdient, als Fremde verächtlich zu machen und Fußballer zu beleidigen. Oder gar Fremde zu verprügeln, dabei Beifall zu klatschen und „Sieg Heil!“ zu rufen (Frankfurt/Oder am 23. Mai 2016).
Mein Abendland sieht anders aus. Nämlich zuvorkommend. Stacheldraht und harte Herzen lösen nichts. Das Elend wird nur verschoben. Mein christliches Abendland kümmert sich. Wir können nicht die ganze Welt retten. Wir müssen aber denen zuvorkommend begegnen, die sonst keinen Weg mehr wussten. Oft unter Schmerzen. Achtung vor Menschen ist man Gott schuldig, wenn man das Abendland retten will.