hr2 ZUSPRUCH
hr2
Heppe-Knoche, Gabriele

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Kassel

00:00
00:00

Hoffnungszeichen

Im Spätsommer habe ich an einem stillen Morgen auf meiner Terrasse einen Schwalbenschwanz gesehen. Er flatterte zu einer Blüte, verweilte kurz und flog über das Dach davon. 

Ein glücklicher Moment durch einen Schmetterling

Bisher kannte ich diesen Schmetterling nur dem Namen nach und von Abbildungen. Aber jetzt war einer in meinem Garten. Direkt neben mir. Ein besonderer Moment. Ich war beglückt. Und dieses Glücksgefühl hielt noch lange an. Selbst jetzt im November spüre ich es noch, wenn ich an diesen Moment denke.

Eine Winzigkeit für ein Glücksgefühl

Manchmal braucht es nur so eine Winzigkeit. Dann ist das Glück da. Einfach so. Ohne mein Zutun. Der Moment verfliegt. Aber das Glück in mir bleibt. Ein heller Tupfer auf meiner Seele. Er weckt Hoffnung. Meine Bemühungen im Garten mit wilden Ecken und ohne Unkrautvernichter: Sie sind wohl doch ein guter Beitrag zur Erhaltung von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere aller Art. So wenig es auch ist aufs Ganze gesehen.

Motivation für ein halbes Jahr

Dieser eine Schwalbenschwanz hat mich für die ganze zweite Jahreshälfte motiviert. Es war wie ein Wink von Gott für mich. Vielleicht ist die Welt doch noch nicht verloren. Natürlich nehme ich die Katastrophenmeldungen aus aller Welt wahr. Sie reißen nicht ab. Aber sie machen mich nicht mutlos oder bitter. Gott gibt die Welt nicht verloren. Das ist die Botschaft, die der Schwalbenschwanz für mich verkörpert. Wie könnte ich da die Hoffnung verlieren!

Selbst unter schlimmsten Bedrohungen, Hoffnung haben

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Dieser bekannte Ausspruch wird Martin Luther zugeschrieben. Gemeint ist damit: Selbst unter den schlimmsten Bedrohungen lohnt es sich, weiter zu hoffen und dem Leben Raum zu geben. Auch gegen den Augenschein. Das könnte Luther auf jeden Fall gesagt haben. 

Der Spruch ist ein Sinnbild geworden für Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft. Denn sie liegt in Gottes Händen. Was für Luther sein Apfelbäumchen ist, ist für mich der Schwalbenschwanz geworden. Ein Hoffnungszeichen, an das ich mich erinnere, wenn mich trübe Gedanken heimsuchen.

Was ist Ihr Hoffnungszeichen?

Vieles kann zu einem solchen Hoffnungszeichen werden. Für die einen ist es das neugeborene Enkelkind. Für andere vielleicht eher eine gelungene Gemeinschaftsaktion im Verein oder ein Sonnenaufgang bei einem frühen Spaziergang.

Gott gibt die Welt nicht verloren. Daran erinnern sie. Zeichen, die dafür sorgen, dass uns die Hoffnung nicht ausgeht.