Sich der Welt überlassen
Diese Werbung läuft gerade im Fernsehen: Ein Mann ist bei der Arbeit. Mit Spitzhacke. Ein kräftiger, fleißiger Mann. Plötzlich zieht er Hemd und Hose aus und springt in einen Teich. Erfrischt sich im Wasser. Dann geht er barfuß über Kieselsteine und jauchzt dabei. Vor Freude. Zum Schluss legt er sich auf Wiese und Waldboden. Sein ganzer Körper fühlt Gras und Erde. Dann kommt Schrift ins Bild. Fünf Wörter, die es in sich haben. Da steht: Du lebst. Erinnerst Du Dich? So steht es auch auf Plakaten an den Straßen. Man sieht eine kräftige Hand, die auf einem Brett liegt. Sie hat Lust an der Arbeit. Oder eine Hand fasst Steine an. Daneben immer die fünf Wörter: Du lebst. Erinnerst Du Dich?
Wunderbar, diese Werbung (Baumarkt Hornbach). Arbeit ja. Aber nicht immer. Leben ja. Das Leben aber auch fühlen mit allen Sinnen. Vor allem im Mai. Erde und Gras berühren, an Blüten riechen, Farben bestaunen. Das alles ist Mai. Und Leben. Egal, ob es kühl ist oder warm. Vielleicht auf der Wiese sitzen oder auf einer Bank. Und nichts tun. Den Wolken zusehen. Einen Baum anfassen. Über Bienen staunen, die jetzt schon unsere Ernte vorbereiten. Sich einfach der Welt überlassen.
Leben ist mehr als Machen. Leben ist auch nichts machen. Nur staunen, tief atmen, sich überlassen. Der Welt zusehen, wie sie neu wird. Dem Schöpfer danken. Wir haben ja nichts selbst gemacht von dem, wovon wir leben. Überall Geschenke. Wir säen und ernten, natürlich. Das Gelingen aber haben wir nicht mehr in der Hand. Wir sorgen und mühen uns. Doch was daraus wird, müssen wir abwarten. Und hoffen. Dass mehr Weisheit ist als meine. Und mehr Übersicht als mein schmaler Blick. Auch wenn wir viel machen, machen wir vieles nicht. Leben ist nicht nur Machen. Auch hoffen. Dass Gott wohl macht, was ich beginne.