Für jeden ein Plätzchen
Ich hätte wohl mitgemacht, wenn Sie mich gefragt hätte. Sie hat aber fünfzig andere gesucht. Zum Fotografieren. Die Freiwilligen sollten anziehen, was sie gerne tragen würden. In ihrem Sarg. „Im letzten Hemd“ heißen die Bilder, die in Frankfurt zu sehen sind (bis Juli 2016 in der Kunsthalle Ludwig). Bilder von jungen und älteren Menschen. In schönen Kleidern oder in schlichten. In bunten oder in weißen Hemden. Sie legten sich in einen Sarg und wurden fotografiert. Anschließend noch ein Bild, wie sie wieder auferstehen und lachen. Im Liegen sind alle ernst. Das Lachen danach ist wie befreit. Wir haben dem Tod ins Auge gesehen, sagen die Bilder. Und es ist schön zu leben.
Das stimmt. Wer an den Tod denkt, wer sich in einem Sarg vorstellt, freut sich dann wieder am Leben. Und denkt vielleicht: So schlimm ist es
gar nicht, da zu liegen. In bunten oder in weißen Kleidern. Der Tod wird auch überschätzt, denken manche vielleicht. Wie so vieles überschätzt wird. Das Leben auch, manchmal. Nur Gott nicht, der alles zusammenhält. Den kann man nicht überschätzen. Der lebt. Und überlebt alles. Auch Sie und mich. Mit dem Tod bringt er mich zu sich. Hoffe ich. In Gottes Garten.
Hoffnung ist das Beste; der beste Geist, den es gibt. Der dem Tod ein Schnippchen schlägt, sogar über ihn lächeln kann. Leicht ist das nicht. Aber nötig. Schweres nicht zu schwer nehmen ist der beste Geist im Leben, ist heiliger Geist. Der mehr ist als Leben und Tod. Weil er auch lächeln kann über die Lasten der Welt. Nichts soll so schwer sein, dass es mir jedes Lachen nimmt. Über das letzte Hemd im Sarg. Über das ernste Gesicht, das man da macht. Und die Freude darüber, dass ich lebe. Leben darf in der Welt, die Gott gehört. Der bietet mehr als nur Leben und Tod. Weil er uns hoffen lässt: Für jeden gibt es mal ein Plätzchen. In Gottes Garten.