hr4 ÜBRIGENS
hr4
Mecke, Norbert

Eine Sendung von

Dekan, Melsungen

Willkommen in meiner Welt!

Willkommen in meiner Welt!

Sieben Tage lang darf Bruce Nolan Gott vertreten. Das ist doch mal ein Job, der Freude macht! Ausgestattet mit Allmacht eine Woche lang die Dinge ganz im eigenen Sinn beeinflussen – ein Traum. „Ich bin Bruce, der Allmächtige, mein Wille geschehe!“ Er lässt sich in Sachen kleinere und größere Wunder nicht lumpen: Bruce teilt sowohl die Suppe im Teller als auch den Verkehrsstau auf der Straße. Er macht Tausende zu Lottogewinnern, inszeniert Romantik, die ideale Körbchengröße für die Geliebte und holt sich mit einem Fingerschnipsen frisch gebrühten Kaffee aus den Bergen Kolumbiens. Am siebenten Tag um sieben steht er wieder vor Gott. Inzwischen allerdings um manche Erfahrung reicher, was man mit Allmacht nicht erreichen kann. Seine angebetete Grace konnte er nicht mit aller Macht für sich gewinnen – im Gegenteil: Je mehr er manipulierte und dick auftrug, desto mehr verschloss sich ihr Herz aus Selbstschutz.

Alles zu können, was man will – so hatte sich Bruce Nolan Gott-Sein vorgestellt und nicht verstanden, warum Gott nicht mit ein paar Tricks und Kniffen sein Leben in Ordnung brachte. Nach seinen göttlichen Erfahrungen bewegt ihn nur eine andere Frage: „Wie bringt man jemanden dazu, einen zu lieben, ohne in dessen freien Willen einzugreifen?“ Gott antwortet: „Willkommen in meiner Welt.“

Das ist für mich die stärkste Szene aus dem Film „Bruce Allmächtig“, von dem ich hier erzähle. Ohne den Anspruch eines religionspädagogischen Lehrstreifens hält er zur besten Sendezeit fest: Gottes Allmacht ist nichts Abstraktes. Sie ist die Macht seiner Liebe. Gott liebt mit aller Macht. Liebe aber zwingt nie. Sie wirbt. Sie hofft, den anderen zu erreichen. Sie hofft, dass der Geliebte mit Gegenliebe antwortet: aus freien Stücken. Aus Liebe gibt Gott seinen Menschen den freien Willen - und schränkt damit seine eigene Macht enorm ein. Bruce lernt: In Sachen Liebe hat Manipulation und Machtgebahren nichts zu suchen. Da braucht es Freiheit für den Geliebten. Und für den, der liebt, Geduld und nicht selten Leidensbereitschaft: eben „Leidenschaft“. Das ist göttlich. Darin zeigt sich seine Macht. So versucht er Herzen sanft zu bewegen, sich ihm zu öffnen. Auch Ihres und meins.

Und sagt: „Willkommen in meiner Welt!“