hr4 ÜBRIGENS
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Becker, Michael

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Kassel

Wenn Gott uns zuzwinkert

Wenn Gott uns zuzwinkert

Das gibt es wirklich: Heilige Momente. Eine Liebeserklärung ist ein heiliger Moment, die Geburt eines Kindes auch. Oder die Versöhnung nach großem Streit. Heilige Momente sind Augenblicke, in denen Gott uns zuzwinkert und alles gut ist. Jedenfalls für den Moment. Am Fluss Jordan in Israel ist so ein heiliger Moment (Neues Testament, Lukasevangelium Kapitel 3, Verse 1-22). Da steht Johannes der Täufer und predigt. Nicht laut, aber eindringlich. Keiner soll sich sicher sein, sagt er. Gott liebt nicht alles und jeden. Gott liebt, ja. Aber er will auch etwas. Er will, dass wir nicht lügen, nicht betrügen, nicht alles in die eigene Tasche stecken. Gott will, sagt Johannes, dass wir ihm gehören und nicht nur uns. Die Menschen hören ihm aufmerksam zu. Johannes hat Recht, sagen sie. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht nur unser Leben leben. Sondern das Leben, das Gott von uns will. Dann sagt Johannes: Zum Zeichen der Umkehr und Einsicht taufe ich euch mit diesem Wasser. Und zeigt auf den Fluss. viele gehen zu Johannes und lassen sich taufen.

Plötzlich aber: Stille. Kein Wort mehr, kein Gedränge, nur Stille. Ein Mann steht vor Johannes dem Täufer. Etwa dreißig Jahre alt, unauffällig gekleidet, auffällig bescheiden. Der heilige Moment beginnt. Taufe mich bitte, sagt Jesus zu Johannes. Johannes sagt: Nein, das geht nicht, du bist mein Herr. Doch, sagt Jesus, das geht, bitte taufe mich jetzt, ich bin nur Diener Gottes wie du. Als Jesus sich tief bückt und Johannes ins Wasser greift, geht der Himmel auf. Luft, Wasser und Erde werden heilig. Eine Stimme sagt: Das ist mein Sohn, den ich liebe. Was für ein Augenblick. Heiliger geht nicht.

Heilig ist, wenn Gott uns zuzwinkert oder spricht. Dann ist alles gut. Für den Moment jedenfalls. Dann weiß ich, dass ich nicht nur mir gehöre. Nicht einfach tun und lassen kann, was ich will. Ich bin Gottes Kind und habe seinen Willen zu achten. Auch wenn mir das nicht gefällt. Besser ist es. Es tut der Welt gut, wenn Menschen immer das Beste wollen - erst für andere, dann für sich. Die Welt wird schöner, wenn jemand gerne dient. Und heilig ist es sowieso.