Sternenkinder: Vom Abschiednehmen
Moderator/in: Ein Kind im Bauch oder kurz nach der Geburt zu verlieren, ist grauenvoll. Aber es passiert leider immer wieder. Umso wichtiger ist es, dass trauernde Eltern die Möglichkeit bekommen, angemessen Abschied zu nehmen.
Die Kirchen bieten dazu in den kommenden Wochen überall in Hessen Trauerfeiern für sogenannte „Sternenkinder“ an … unter anderem morgen um 11 Uhr in der Friedhofskapelle des Neuen Friedhofs in Gießen und am Sonntag um 16 Uhr in der Heiliggeistkirche in Frankfurt. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Warum braucht es denn solche besonderen Trauerfeiern?
Fabian Vogt: Wichtig ist – glaube ich – überhaupt einen Ort zu haben, an dem ich meinen Schmerz zum Ausdruck bringen und einen Abschied gestalten kann. Mit anderen Betroffenen. Man muss dazu wissen: Bis zum Ende der 80er Jahre wurden Sternenkinder stark tabuisiert. Man dachte damals: Für Eltern ist es leichter, wenn sie sich nicht zu sehr mit dem Verlust auseinandersetzen. Heute wissen wir: Trauern ist unglaublich wichtig und braucht auch Rituale und Formen, in denen es sich äußern kann.
Zum Beispiel wird Eltern heute empfohlen: Gib deinem verstorbenen Kind – selbst wenn es noch ein Embryo war – auf jeden Fall einen Namen, schreib eine Trauerkarte oder heb dir eine Haarlocke auf. Verdräng die Trauer nicht, sondern gibt ihr Raum.
Moderator/in: Du bist ja Pfarrer: Was würdest Du denn Trauernden Tröstendes sagen?
Fabian Vogt: Zum Beispiel, dass wir zurecht trauern, weil dieses Kind keine Zeit oder nur ganz wenig Zeit in unserer Welt erleben konnte … dass aber bei Gott ganz andere Dinge zählen.
Es gibt dazu einen Vers aus der Bibel, den ich sehr liebe. Da sagt Gott: „Noch ehe ich dich im Mutterleib geformt habe, habe ich dich erwählt, noch ehe du geboren warst, kannte ich dich.“ (Jer. 1,5) Für Gott sind wir kostbar, schon vor unserer Geburt. Und zu wissen: Gott hat mein Kind auf jeden Fall erwählt … das finde ich sehr tröstlich.