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Vogt, Dr. Fabian

Ein Sendung von

Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

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Gießen bekommt eine neue Tora-Rolle

Moderator/in: Um einen jüdischen Gottesdienst zu feiern, braucht es eine Tora. Also: einen Teil der jüdischen Heiligen Schrift – ähnlich wie die Bibel. Bisher hatte die Jüdische Gemeinde in Gießen aber nur eine geliehene Tora-Rolle. Jetzt bekommt die Gemeinde eine eigene … und die wird heute Nachmittag feierlich eingeweiht.

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Warum ist diese Tora-Rolle so bedeutend?

Fabian Vogt: Das Spannende ist: Jede Tora-Rolle ist bedeutend. Weil es sehr präzise Regeln für ihre Herstellung gibt: Eine Tora-Rolle muss immer mit der Hand geschrieben sein, das heißt auch: Jede ist einzigartig. Der Text muss in Hebräisch mit einem Federkiel auf Pergament geschrieben werden, und … die Rolle darf nicht einen Fehler enthalten. Weil es eben eine heilige Schrift ist. Da sitzt ein Schreiber tatsächlich Monate dran – und dementsprechend kostet so eine Tora-Rolle auch viel Geld. Das hat die Jüdische Gemeinde in Gießen durch Spenden und mit Benefiz-Konzerten zusammenbekommen. Klasse.

Moderator/in: Was genau steht denn eigentlich drin in der Tora?

Fabian Vogt: Das Gleiche, was am Anfang der Bibel steht, in den fünf Büchern Mose: Die Geschichte Gottes mit seinem Volk – von der Schöpfung der Welt … über die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten … bis zum Traum vom Gelobten Land. Tora heißt übersetzt übrigens „Weisung“ – im Sinne von Anweisung, Anleitung, Rat. Weil die Jüdischen Gemeinden überzeugt sind: Diese Texte zeigen, wie wir gut leben können. Wie wir heute noch entdecken können, was es bedeutet, die Liebe Gottes zu feiern.

Und … Jesus hat ja mal gesagt: „Ich bin nicht gekommen, um die Tora aufzuheben, sondern um sie zu erfüllen, zu vollenden.“ (Mt 5,17) Die Botschaft der Tora ist also für Christinnen und Christen genauso inspirierend.