hr1 ZUSPRUCH
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Findeis-Dorn, Christine

Ein Sendung von

Supervisorin/Coach DGSv, Wiesbaden, katholisch

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Weltmusiktag

„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder – böse Menschen haben keine Lieder.“ Diese Volksweisheit hatte mir ein Schulfreund in mein Freundschaftsbuch geschrieben. Mir hat der Spruch gefallen, auch wenn er leider nicht stimmt: Auch böse Menschen singen und haben Musik, zu allen Zeiten, auf der ganzen Welt.

Musik schafft Harmonie

Und trotzdem: Musik macht die Welt harmonischer. Menschen singen und musizieren miteinander oder füreinander, genießen das gleiche Konzert, dieselben Lieder und Stücke, ob klassisch oder modern.

Vor einiger Zeit habe ich junge Künstlerinnen und Künstler aus Korea erlebt. Sie haben zwei Stunden lang gesungen und getanzt, getrommelt und Akrobatik betrieben. Melodien, Harmonien und Rhythmen waren mir und sicher den meisten im Publikum fremd - und trotzdem: Ich war wie gebannt.

Auf einmal spielten sie deutsche Lieder: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ oder „Sah ein Knab ein Röslein steh`n“. Die koreanische Moderatorin hat erzählt: „Bevor ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich gedacht, das sind koreanische Lieder.“ Mönche und Nonnen hatten vor Jahrhunderten nicht nur christliche Choräle ins Land gebracht, sondern auch diese Lieder.

Musik verbindet

Musik ist eine Sprache, die über die Sprachen und Kulturen hinweg verbinden kann.

Seit vielen Jahren bewundere ich das Orchester „Der West-Östliche Diwan“. Gegründet hat es der israelische Pianist und Dirigent Daniel Barenboim mit Edward Said, seinem inzwischen verstorbenen palästinensischen Freund: Junge Menschen aus dem Nahen Osten spielen zusammen: aus Israel und Palästina, Syrien, dem Libanon und Ägypten.

Durch diplomatische Einladungen können sie Grenzen überwinden, die sonst für sie geschlossen sind. Die politischen Diskussionen zwischen ihnen bleiben schwierig. Aber sie haben die Chance zur Begegnung und zu gemeinsamer Kunst.

Musik kann Frieden schaffen

Daniel Barenboim ist einmal gefragt worden, ob er glaubt, dass Musik Gewalt verhindert. „Nein“, hat er geantwortet. „Aber in den Stunden, in denen Menschen musizieren, sinkt der Pegel von Hass und Gewalt.“

Heute ist Weltmusiktag. Und ich hoffe, dass Musik Menschen auf der ganzen Welt fröhlicher stimmt und friedlicher. Nicht nur heute.