Allerseelen
Moderator/in: Heute feiert die katholische Kirche das Fest „Allerseelen“. Das ist der Gedenktag für alle Verstorbenen. Auf Friedhöfen werden auf den Gräbern Kerzen entzündet und in Gottesdiensten an die Verstorbenen des letzten Jahres gedacht. Lena Giel, von der katholischen Kirche, an wen denkst du an diesem Tag?
Autor/in: Als erstes fallen mir die Menschen ein, die im letzten Jahr verstorben sind. Da ist es ja noch ganz präsent. Meine Erinnerungen an Menschen, die schon länger nicht mehr da sind, verblassen irgendwie über die Jahre mehr und mehr. Das finde ich schade. Dafür sind sie heute besonders in meinen Gedanken. Und dann gibt’s noch die Menschen, die ich nur von Bildern kenne. Wie meine Urgroßeltern, die auch im Familiengrab beerdigt sind. Sie waren schon tot, als ich auf die Welt kam. Auch an sie will ich denken. Allerseelen verbindet über die Grenzen von Zeit und Raum hinweg und verbindet Himmel und Erde.
Moderator/in: Das klingt schön, so eine Verbundenheit über den Tod hinaus zu haben. Doch was tun, wenn das Grab weit weg ist? Und was ist mit den Verstorbenen, die niemand vermisst? Was denkst du, kannst du konkret tun, um an sie zu denken?
Autor/in: Für mich ist zuerst mal sicher: Gott vergisst niemanden. Gott sieht jedes einzigartige Leben, jede Geschichte. Jeder einzelne Mensch ist wertvoll und geliebt von ihm. Das ist ja eigentlich schon genug. Ich selbst kann dazu noch Zeichen setzen. Ich finde es zum Beispiel voll schön, eine Kerze anzuzünden, die in der Dunkelheit leuchtet. Das kann zu Hause sein. Oder in einer Kirche. Oder auf dem Friedhof. Meistens gibt’s auf Friedhöfen auch ein zentrales Kreuz, an dem viele Kerzen stehen für alle Verstorbenen. Und wenn ich dann so auf dem Friedhof stehe und das Lichtermeer bewundere, staune ich immer wieder: darüber, dass wir alle zu einer großen Gemeinschaft gehören. Dass wir verbunden sind über den Tod hinaus und das niemand verloren geht.