900. Tatort
Sonntagabend ohne? Geht gar nicht. Oder nur mit nachträglichem Ersatzgucken. Und auch wenn ich allmählich den Überblick über die unzähligen Ermittlerpaare verliere und manches Experiment dann doch für ziemlich missglückt halte, freue ich mich jedes Wochenende auf diesen krönenden Abschluss: Tatort!
1970 wurde zum ersten Mal ein Tatort gesendet – und heute Abend kommt Folge 900. Wobei das nicht ganz stimmt, weil die ARD frecherweise die Beiträge aus Österreich ignoriert. Egal. Lena Odenthal hat die Ehre, den Jubiläumsfall lösen zu dürfen, was gut passt, weil sie dieses Jahr ebenfalls Jubiläum feiert: Sie ermittelt schon seit 25 Jahren und ist damit Dienstälteste in den Mordkommissionen.
Also: Der 900. deutsche „Tatort“ entführt uns heute Abend in einen kleinen Zirkus in Ludwigshafen, in dem eines Morgens ein Mitarbeiter tot in der Manege liegt. Und ich bin sicher, Lena Odenthal wird auch mit dieser Herausforderung zurecht kommen. Schließlich ist das das Schöne am „Tatort“: Am Ende, wenn der Täter gefasst wird, gibt es meist so ein Gefühl der Gerechtigkeit. Das Böse ist besiegt.
Klingt fast schon religiös. Und tatsächlich hat vor kurzem eine Professorin in einer wissenschaftlichen Untersuchung belegt, dass der „Tatort“ nicht nur gerne mit kirchlichen Themen spielt, sondern sehr bewusst spirituelle Fragen aufgreift. Ulrich Tukur hat es als Kommissar sinngemäß so auf den Punkt gebracht: „Tatort und Kirche. Wir sind beide in dem Projekt Erlösung tätig.“ Na, dann lassen wir uns heute Abend mal ein wenig erlösen.