Warten auf Godot
Wer ist bloß dieser Godot, auf den die beiden Vagabunden Estragon und Wladimir auf einsamer Straße an einem Baum warten? Die beiden warten und warten und warten, hoffen und verzweifeln, jammern und … weichen nicht von der Stelle.
Das Theaterstück „Warten auf Godot“ hat den Autor und späteren Literaturnobelpreisträger Samuel Beckett mit einem Schlag berühmt gemacht. Diese absurde Geschichte über die Zeit – und über die Entdeckung, wie langsam sie bisweilen verstreicht, wenn man auf etwas wartet.
Natürlich machen sich seit der Welturaufführung am 5. Januar 1953 im Pariser „Théatre de Babylone“ die klügsten Köpfe Gedanken über die Frage, wen Beckett wohl mit „Godot“ meinte – vor allem, weil der Name ja ein bisschen wie das englische „God“ mit der französischen Verkleinerung „ot“ klingt: Godot, der kleine Gott?
Samuel Beckett selbst hat nie verraten, wer sich hinter diesem Begriff verbirgt – weil es für das Stück auch nicht wichtig ist. Entscheidend ist wohl eher die Entdeckung, wie oft und wie hartnäckig wir im Leben auf etwas warten, von dem wir gar nicht wissen, ob es jemals vorbeikommt.
Nehmen wir mal an, Beckett hätte mit „Godot“ tatsächlich augenzwinkernd auf Gott hingewiesen. Dann könnte man das Ganze auch so verstehen: Wartet nicht einfach phlegmatisch darauf, dass Gott irgendwann erscheint – sondern macht euch auf den Weg und sucht ihn. Schließlich hat schon Jesus von Gott gesagt: „Wer ihn aus ganzem Herzen sucht, von dem wird er sich finden lassen.“