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Vogt, Dr. Fabian

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Tag der Befreiung

Tag der Befreiung

Ein bedeutender historische Anlass, der zu Recht immer wieder in Gedenkfeiern gewürdigt wird: Am 8. Mai 1945 war der 2. Weltkrieg zu Ende. Endlich. Die alliierten Streitkräfte hatten das Naziregime besiegt.

Das war wahrhaft ein Schicksalstag für unsere Geschichte. Allerdings muss man sagen: Anfangs stand dieses Datum noch stark für die totale militärische Niederlage Deutschlands. Erst in den achtziger Jahren rückte ein anderer Aspekt in den Mittelpunkt: Die Alliierten haben das deutsche Volk nicht nur besiegt, sie haben es vor allem vor einem grausamen und menschenverachtenden Regime gerettet. Seither gilt der 8. Mai als „Tag der Befreiung“.

Tja, was ist dieser Tag nun: Ein Gedenktag für die militärische Niederlage oder für den Tag der Befreiung? Oder ist das gar kein Gegensatz? Könnte es sein, dass Niederlage und Befreiung oftmals enger zusammen hängen, als wir glauben?

Ich meine: Natürlich ist eine Niederlage eine Niederlage. Das empfinden manchmal sogar diejenigen als schmerzhaft, die die vorherigen Verhältnisse grauenhaft fanden. Und dann dauert es, bis das Gefühl des Scheiterns der Erkenntnis weicht: „Es war gut so.“ Aber ich kenne kaum einen Menschen, der nicht schon die Erfahrung gemacht hätte, dass harte Veränderungen sich als heilsam erwiesen.

Ein kluger Denker hat mal gesagt: „Da, wo etwas zerbricht, kann Gott am leichtesten wieder etwas aufbauen.“ Das sind Momente, in denen Niederlagen zu Befreiungen werden.