Zwischenzeit
„In der Zwischenzeit beantworte ich noch schnell ein paar Mails“, „In der Zwischenzeit kannst du schon mal die Spülmaschine ausräumen!“ – zwei Sätze aus meinem Alltag. Ich bin gewohnt, meine Zeit gut zu nutzen. Mit vielen Verpflichtungen aus Beruf und Familie, Freunden und Ehrenamt versuche ich oft, keine Zeit ungenutzt zu lassen und während ich auf etwas warte, etwas anderes zu erledigen.
Ich mag diese Zeit „zwischen den Jahren“
In diesen Tagen ist das nicht so. Ich mag diese Zeit „zwischen den Jahren“. Diese Tage nach dem großen Fest und bevor der Arbeitsalltag wieder beginnt. Ich spüre auch, wie wichtig diese Zeiten sind.
Im Leben gibt es immer wieder Zeiten dazwischen: Zwischen Abschied und Neuanfang, zwischen Trauer und Hoffnung, zwischen Weinen und Lachen. Oft sind sie nicht nur angenehm. Das vergangene Jahr hatte viel von solchen Zwischenzeiten für mich: Ich habe eine Arbeitsstelle verlassen und eine andere Aufgabe begonnen. Unsere Tochter hat Abitur gemacht und will nächstes Jahr zum Studium wegziehen.
Für mich war in diesem Moment Gott am Werk
Ich spüre in diesen Zwischenzeiten beides: Traurigkeit über das Ende von etwas und Vorfreude auf neue Möglichkeiten. Und in diesen Tagen „zwischen den Jahren“ nehme ich mir Zeit dafür. Es ist ein bisschen ein „wackeliger“ Zustand: Das Alte trägt nicht mehr und es tut weh, es loszulassen. Das Neue ist noch nicht ganz greifbar – aber es bietet neue Perspektiven.
Meiner Erfahrung nach kann ich diese Situation nur durchleben. Ich kann es nicht beschleunigen oder abschalten. Es ist ein Prozess. Und manchmal gibt es im Rückblick doch den einen Moment, in dem es möglich wurde, der Zukunft zu trauen, in dem die Zuversicht den Abschiedsschmerz überholte. Für mich als Christin war in diesem Moment Gott am Werk.
Er trägt mich dort, wo ich es nicht allein schaffe
Er ist ja der Meister des „Dazwischen“. Er hat die Schöpfung aufgefaltet zwischen Tag und Nacht, zwischen Himmel und Erde, Wasser und Land. Und er hat es möglich gemacht, Grenzen zu überschreiten – sogar die Grenze zwischen Tod und Leben. Sein Sohn Jesus hat das menschliche Leben geteilt, hat alle unsere Zwischenzustände mit ausgehalten und hat am Ende seines Lebens die Grenze des Todes überwunden.
Tage wie diese sind für mich genau richtig, mich daran wieder zu erinnern. Mir Zeit zu nehmen, Prozesse wahrzunehmen und wirklich zu durchleben. Vielleicht kommen mir dabei die Tränen, aber ich denke, dass mir auch Zuversicht geschenkt wird. Weil ich daran glaube: Gott, der die Zeit in seinen Händen hält, hält auch meine Zwischenzeiten mit mir aus und trägt mich dort, wo ich es nicht allein schaffe.
Ich hoffe, dass sich neue Perspektiven auftun
So kann ich zuversichtlich in ein neues Jahr gehen – von dem ich nicht weiß, was es bringen wird. Von dem ich ahne, dass einige alte Gewissheiten endgültig über Bord gehen werden, und von dem ich hoffe, dass sich neue Perspektiven auftun. Es steht unter einer dazu passenden Lösung: „Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,5)