hr2 ZUSPRUCH
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Biester, Claudia

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg

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Wenn der Sommer verklingt

Wie klingt ein richtiger Sommertag? Für mich vor allem nach dem Lachen von Kindern. Wenn sie im Garten nebenan spielen. Durchs Planschbecken patschen, sich nassspritzen, jauchzen. Der Sommer klingt für mich nach dem leisen Quietschen einer Schaukel, das sich mit dem Lachen und Rufen mischt.

Kinderlachen, Schaukelquietschen, Rasenmäher - So klingt der Sommer

In dem kleinen Taunusort, in dem ich lebe, gibt es Gärten, Wiesen und Weiden, ein paar Felder und den Wald natürlich. Autos höre ich kaum. Aber der Krach von Rasenmähern gehört hier einfach zum Sommer. Wie überhaupt ganz schön viel Aktivität zu hören ist. Hier wird geklopft, gehämmert und gesägt. Auch Traktoren fahren vorbei. Einige versorgen mit großen Wassertanks die Pferde auf den Koppeln. Auch die sind zu hören, manchmal mit Wiehern oder beim Ausritt. Leise ist der Sommer nicht. Aber wie viel Bewegung lässt sich in den Geräuschen entdecken!

Gerade die Abende sind am Schönsten

Am liebsten mag ich die Abende solcher Tage. Das leise Stimmengewirr von Menschen, die draußen in den Gärten sitzen. Die zusammen essen und trinken, reden, immer mal wieder im Gespräch auflachen, diskutieren. Ich hör das gern aus der Ferne. Der Sommer klingt nach Freude. Er erzählt mit seinen Geräuschen von Leichtigkeit, von Bewegung, vom Zusammensein. Nicht selbstverständlich. Kostbar.

Wie wertvoll diese Tage sind, merke ich Ende August deutlich. Der Höhepunkt ist schon überschritten. Der Herbst kommt näher, der Sommer klingt bald aus. Er trägt schon etwas anderes in sich, wird ruhiger. Auch das Licht wird weicher und morgens liegt schon mal ein Hauch von Nebel über der Landschaft.

Spätsommer: Langsam rückt der Herbst näher

Alles hat seine Zeit – auch der Sommer. Jede und jeder erfährt im Leben: Es ist begrenzt. Und was wir ahnen, bestätigt die Natur. Die Farben werden satter, reifer, die Tage kürzer. Mit allen Sinnen können wir es fassen. Nichts bleibt, wie es ist. Vielleicht genießen viele deshalb solche Tage ganz besonders. Mir jedenfalls leuchtet ein, was ein Weiser der Bibel so ausgedrückt hat: „Es gibt nichts Besseres dabei, als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinen Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“ (Prediger 3,12+13).

Alles hat seine Zeit

Gerade weil nichts bleibt, ist jeder Moment so wertvoll. Der Spätsommer macht es leicht, auch die Schönheit darin zu sehen. Sie lässt sich fühlen, hören, schmecken und riechen. Geschenkte Augenblicke, kein Besitz. Vergänglichkeit macht das Leben nicht leer, sie macht es wertvoll – es ist, als ob diese späten Sommertage mit ihrer Köstlichkeit das erzählen. Vergänglichkeit ist zu spüren an jedem Tag, aber auch Vertrauen: Ewiges leuchtet im Vergänglichen auf.