Tag der Wohltätigkeit, Todestag Mutter Teresa
„Ich bin doch nicht die Wohlfahrt“, sagte meine Omi immer, wenn sie den Eindruck hatte, jemand verlange zu seinem Vorteil zu viel von ihr. In meiner Generation hieß der Spruch anders: „Ich bin doch nicht Mutter Teresa!“ - gemeint war das Gleiche.
Gedenktag von Mutter Teresa
Der Spruch meint: So wohltätig wie Mutter Teresa von Kalkutta kann ich nicht sein. Den Gedenktag der Heiligen begeht die katholische Kirche heute. Gleichzeitig ist heute auch der Tag der Wohltätigkeit.
Teresa wurde 1910 im heutigen Nordmazedonien geboren und war zunächst als Lehrerin für einen Orden tätig. Sie ging nach Indien und hat sich dort entschlossen, nur noch für die Armen in den Slums da zu sein. Sie hat den Orden verlassen und später einen neuen Orden gegründet: Die Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächstenliebe.
Als erstes hat sie ein Kranken- und "Sterbehaus" eröffnet, um die Ärmsten von der Straße zu holen. In diesem Haus in Kalkutta haben seitdem zehntausende Menschen Hilfe gefunden, mehr als die Hälfte haben dank der Pflege überlebt, die anderen sind zumindest in Würde gestorben. Danach hat Mutter Teresa ein Kinderhaus eröffnet, außerdem eine Leprakolonie, Schulen für Arme, Entbindungsheime und ein Heim für ledige Mütter.
Mutter Teresa wurde heilig gesprochen
Durch einen britischen Journalisten wurde Mutter Teresa weltweit bekannt. Mit ihrem weißen Sari mit blauen Streifen wurde sie zur Ikone der Barmherzigkeit. „Mutter Teresa“ stand synonym für jemanden, der sich für andere aufopfert. Nach ihrem Tod wollte Papst Johannes Paul II. sie schnell seligsprechen.
Im Zusammenhang mit den dazu notwendigen Recherchen kamen auch negative Berichte über ihren Führungsstil und falsche Behandlungen Kranker ans Licht. Ihrem Ruf als heiligmäßige Frau hat das ebenso wenig geschadet wie die Veröffentlichung ihrer privaten Briefe, in denen sie von „seelischer Dunkelheit“ und Verzweiflung spricht.
2016 wurde sie schließlich durch Papst Franziskus heiliggesprochen – das war damals einer der Höhepunkte des sogenannten Heiligen Jahres der Barmherzigkeit.
Einsatz für Andere
Für mich ist das Leben von Mutter Teresa ein beispielhaftes Leben. Nicht, weil sie perfekt gewesen wäre – das ist kein Mensch. Sondern weil sie sich mit all ihrer Kraft für andere eingesetzt hat. Und wie Albert Schweitzer, dessen 60. Todestag gestern war und der auch nicht perfekt war, steht sie für eine wichtige Haltung: Die Haltung der bedingungslosen Nächstenliebe.
Wie nur wenige Menschen hat sie sich für die Ärmsten der Armen eingesetzt, die sie krank, verdreckt und verwahrlost in den Slums buchstäblich am Straßenrand aufsammelte. Sie hat sie gesehen und ihnen damit Ansehen und Würde gegeben und ihnen mindestens ein würdevolles Sterben ermöglicht.
Der Friedensnobelpreis für Mutter Teresa
Wenn mehr Menschen diese Nächstenliebe auch nur zu einem kleinen Teil leben würden, wäre diese Welt ein friedlicherer Ort – davon bin ich überzeugt. Und deshalb finde ich es auch in Ordnung, dass sie 1979 den Friedensnobelpreis bekommen hat und offiziell den Titel „Heilige Teresa von Kalkutta“ trägt. Sie ist ein Vorbild für Nächstenliebe auch in schwierigsten Situationen.