Ja, nein – nicht vielleicht
„Gelungene Kommunikation ist Glückssache“, meinte der Autor und Kommunikationsforscher Paul Watzlawick. Gleichzeitig veröffentlichte er viele Texte, in denen er Hinweise gibt, wie Kommunikation gelingen kann.
Mehr Verbindlichkeit in der Kommunikation wäre schön
Beim Lesen des Evangeliums für den heutigen Tag musste ich an ihn denken. Im Bibeltext, der heute in der katholischen Leseordnung an der Reihe ist, heißt es nämlich: „Eure Rede sei: Ja ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.“ (Matthäus 53,7) Gemeint ist: Wer Ja meint, soll auch Ja sagen. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, zu sagen: Es gibt nur ja oder nein, aber manchmal wünsche ich mir doch etwas mehr Verbindlichkeit in der Kommunikation.
Vielleicht werde ich langsam unflexibel, aber mich nervt die schlechte Gewohnheit, sich nicht festlegen zu wollen. „Gehst du zu der Party? – Schaun wir mal“, „Gehen wir am Wochenende wandern? – Vielleicht…“ – das finde ich nervig, weil es mir meine Planung schwer macht und auch die Vorfreude auf das Ereignis nimmt.
Kann man Worte wörtlich nehmen?
Noch schwieriger wird es, wenn es um Kritik geht. Ich fühle mich da manchmal sehr unsicher: Wenn der Kollege sich für das nette Gespräch bedankt – meint er wirklich „nett“ im Sinne von freundlich, offen, angenehm oder meint er es im Sinn von „eigentlich blöd, belanglos, überflüssig, aber das will ich so nicht sagen“.
Natürlich ist mir bewusst: Zur Kommunikation gehört mehr als das gesagte Wort und manchmal kann auch ich mich nicht festlegen, weil noch etwas unklar ist. Und deshalb verstehe ich den Satz aus der Bibel auch nicht als strikte Anweisung, sondern als Anregung, so klar wie möglich zu kommunizieren. Das lässt „dem Bösen“, der Fehlinterpretation weniger Raum.
Lieber ehrlich sein
Ich versuche es immer mit einer ehrlichen Erklärung. Zum Beispiel sage ich den Grund dazu, wenn ich mir nicht sicher bin in einer Entscheidung oder Einschätzung. Also zum Beispiel: „Ich weiß noch nicht, ob ich zur Party komme, weil ich nach einer anstrengenden Fortbildungswoche vielleicht lieber früh ins Bett möchte.“ – Das erleichtert meinem Gegenüber zwar nicht seine Planung, verhindert aber Vermutungen, ob meine Haltung etwas mit seiner Person zu tun hat.
Entscheidend ist dabei meine ehrliche Haltung. Wenn ich etwas so nicht meine, sollte ich es so nicht sagen! Die Schwierigkeit besteht gleichzeitig darin, andere Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen. Selbstverständlich versuche auch ich es erstmal diplomatisch. Also zum Beispiel: „Über deinen Vorschlag müssen wir noch mal sprechen“. Im Zweifel sage ich aber wirklich: „Ich finde den Vorschlag nicht gut.“ Und dann folgt meine Begründung.
Bisher sind meine Erfahrungen damit überwiegend positiv. Insofern kann ich bestätigen, was in der Bibel steht. Wenn Ja ja bedeutet und Nein Nein, dann hilft das zum Guten. Mit Klarheit und Ehrlichkeit kann Kommunikation gelingen und ist nicht nur Glückssache.