hr2 ZUSPRUCH
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Reuter, Eva

Eine Sendung von

Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen

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Ein roter Hintergrund mit dem Text „Frohe Weihnachten“. Im Vordergrund steht ein geschmückter Weihnachtsbaum mit einer Sternspitze, der von einem Weihnachtsmann und einer Katze begleitet wird. Es gibt ein Adventskalenderlayout mit zahlreichen nummerierten Kästchen und dem Platz für das 24. Türchen.

Freude teilen

In diesem Jahr habe ich einen ganz besonderen Adventskalender: Einen Adventskalender von fremden Menschen für mich!  Eine Kollegin hatte die Idee und hat es organisiert. Sie hat 24 Menschen angesprochen und eingeladen, 24 gleiche kleine Geschenke zu basteln. Sie hat sie eingesammelt und zu 24 Adventskalendern zusammengestellt. 

Eigentlich freue ich mich schon seit Oktober

Jetzt packe ich jeden Morgen Tütchen aus und freue mich! Ich freue mich über die kreativen Ideen der anderen und über die Gedanken, die sie sich gemacht haben. Aber eigentlich freue ich mich schon seit Oktober, denn da habe ich mir Gedanken gemacht, womit ich anderen, mir unbekannten Menschen eine Freude machen könnte.

Ich habe mich für Strohsterne entschieden und dann gleich angefangen zu basteln. Als dann die Nummern verteilt wurden, wer welchen Tag auf sein Päckchen schreiben soll, habe ich mich noch mal gefreut: Ich habe den 20. Dezember bekommen. Was für ein schöner Zufall! Der Tag, auf den die längste Nacht und der kürzeste Tag folgt – an dem Tag packen alle einen hellen Strohstern aus!

Es stammt ja auch aus einer dunklen Zeit

Ich habe dann noch ein Textblatt dazugelegt mit dem Text eines meiner Lieblings-Adventslieder: „Die Nacht ist vorgedrungen“, heißt es. Der Text stammt von Jochen Klepper aus dem Jahr 1938 und steht im katholischen und evangelischen Gesangbuch.

Ich finde es unglaublich trostreich – für die dunkelste Zeit im Jahr und für dunkle Zeiten überhaupt. Es stammt ja auch aus einer dunklen Zeit. Und trotzdem – oder gerade deshalb – drückt es ein tiefes Vertrauen aus, dass wir nicht allein im Dunkel umherirren, sondern Gott uns begleitet.

In der vierten Strophe heißt es: 
„Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld. 
Beglänzt von seinem Lichte, 
hält euch kein Dunkel mehr. 
Von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.“ 

Ich wünsche mir, dass all die mir unbekannten Menschen, die sich an dem Adventskalender beteiligt haben, ein bisschen von der Hoffnung gestärkt werden. Denn mir ist sehr bewusst: In vielen Leben ist der Advent nicht nur voller Licht, und Weihnachten ist nicht überall ein Fest der Freude und der Familie. 

Freude über die kleinen Gesten der Verbundenheit

Deshalb versuche ich, etwas von meiner Freude und meiner Hoffnung zu teilen. Als Christin bin ich davon überzeugt: Wir bleiben nicht alleine im Dunkeln sitzen. Ich vertraue auf die biblische Prophezeiung: „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.“ (Lukas 1,78.79)

Und nicht nur Gott schenkt mir Licht. Auch viele Menschen in meiner Umgebung. Aber weil das im stressigen Alltag manchmal fast untergeht, freue ich mich über die kleinen Gesten der Verbundenheit und über die Erinnerung, die in den Kerzen und Sternen steckt: Christus, der Retter ist nah!