hr2 ZUSPRUCH
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von Winterfeld, Charlotte

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

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Ein Holzkasten voller frischer Lebensmittel, darunter Brokkoli, gelbe und grüne Paprika, Äpfel, Bananen und Kürbis. Üppige grüne Blätter und Gemüse sind um die Früchte herum angeordnet und verleihen dem Gesamtbild eine bunte und gesunde Ausstrahlung.

Fair teilen

10,8 Millionen Tonnen! So viele Lebensmittel wandern in Deutschland jedes Jahr in den Müll. Es gibt Menschen, die etwas dagegen tun. Man nennt sie Foodsaver – Lebensmittel-Retter. Sie sind organisiert in der Bewegung Foodsharing: Das heißt „Nahrung teilen“. Die ehrenamtlichen Lebensmittelretterinnen und -retter holen aussortierte Waren ab - aus Bäckereien, Supermärkten, Restaurants und anderen Geschäften und verteilen sie an Interessierte.

Was sogenannte Foodsaver tun, um Lebensmittel zu retten

Das funktioniert über einen sogenannten Fairteiler, wobei sich fair schreibt wie in Fairplay oder Fairness. Es handelt sich um einen Schrank auf einem öffentlich zugänglichen Standplatz. Hierhin kann man Lebensmittel bringen, die nicht mehr gebraucht werden. Andere können Lebensmittel kostenlos von dort mitnehmen. So ein Schrank heißt Fairteiler, weil es darum geht, Lebensmittel fair zu teilen.

Ein Schrank, der von der Nachbarschaft befüllt wird

Auch meine evangelische Kirchengemeinde stellt einen Standplatz mit Schrank zur Verfügung - direkt an einer unserer Kirchen in Frankfurt-Nied. Ein Ehrenamtlicher hat den Schrank aufgebaut und den Standplatz gemauert. Lebensmittel-Retter und - Retterinnen aus der Nachbarschaft befüllen den Schrank und halten ihn sauber. Seit dem Start im Frühjahr ist der Fairteiler-Schrank rege besucht. Eine WhatsApp-Gruppe informiert, wenn neue Lebensmittel eingelagert werden: Backwaren, Gemüse und vieles mehr. Manchmal backen Menschen auch zu viel Kuchen oder kochen zu viel Suppe und bringen den Rest vorbei. 

Eine WhatsApp Nachricht über informiert über den neu gefüllten “Fairteilerschrank"

Wenn ich in der Nähe zu tun habe, kann ich das Geschehen gut beobachten: Sobald die WhatsApp Nachricht rausgegangen ist, kommen Menschen vorbei und holen sich, was sie verwenden können. Oft ist das abends nach Ladenschluss. Eine Lebensmittelretterin sagt: „Wir können nicht hinnehmen, dass noch genießbare Lebensmittel in der Tonne landen. Deshalb freuen wir uns sehr, dass viele Menschen auch so denken wie wir: nicht nur die, die aktiv retten, sondern auch die, die zum Fairteilerschrank kommen.“

Ein Akt der Wertschätzung statt Verschwendung

Eine andere Foodsaverin beschreibt es so: „Wir leben in einer Welt, in der viel zu viel einfach verschwendet wird – sei es Wasser, Energie oder eben auch Nahrungsmittel. Ich möchte da bewusst gegensteuern: meinen Teil dazu beitragen und nachhaltiger leben – nicht nur für mich, sondern auch für meine Kinder. Ich will ihnen zeigen, dass wir achtsam mit dem umgehen sollten, was wir haben.“

Die Foodsaver sind echte Helden und Heldinnen unserer Tage

Wenn ich in der Nähe des Fairteilers an der Kirche bin, schaue ich selbst gerne vorbei. Die Idee wird super angenommen. Und ich sehe hier im Viertel immer wieder auch Menschen, die jeden Cent umdrehen müssen und denen der Fairteiler existentiell guttut. Die Foodsaver hier im Stadtteil sind für mich so etwas wie echte Helden und Heldinnen unserer Tage. Sie reden nicht viel, sie packen an. Das ist nicht nur praktische Hilfe von Mensch zu Mensch. Das fällt auch unter die Rubrik: achtsam umgehen mit Gottes Erde! 

https://www.bmleh.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/studie-lebensmittelabfaelle-deutschland.html