Drei Rosen und eine Sonnenblume
Im Herbst kommt mir manchmal ein altes Kirchenlied in den Sinn. Da heißt es: „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand…“
Wachsen und Gedeihen im eigenen Garten
Ich gebe zu: Meine eigenen Garten-Erfahrungen sind ernüchternd. Die eine Blume ertränke ich, die andere verdurstet vor meinen Augen. Manche habe ich vermutlich sogar aus Versehen als Unkraut rausgerissen. Eine wuchernde Gräserart fand ich zuerst ganz hübsch. Heute bekomme ich sie kaum gebändigt.
Kleine Verantwortung, große Freude
Aber ich will nicht nur klagen. Denn da gibt es die andere Erfahrung mit dem Garten. Drei Rosenstöcke hat mir ein netter Mensch ins Beet gesetzt. Rosen erkenne ich eindeutig – da reiße ich nichts versehentlich raus. Und drei sind eine überschaubare Verantwortung, genau richtig für mich. Dazu hat mir eine Freundin noch ein Blumentöpfchen geschenkt und gesagt: „Für dich eine Sonnenblume, hab ich selbst angezüchtet.“
Die Blumen sind ein Geschenk
Ich nahm das Geschenk dankend an, gab der Pflanze jeden Tag Wasser und irgendwann setzte ich sie neben die Rosen in die Erde. Später bekam sie noch einen Stab, denn ich wusste: Sonnenblumen werden groß. Im August stand meine eine Sonnenblume dann aufrecht und wunderschön da. Und die drei Rosenstöcke waren tatsächlich gewachsen und blühten, sogar mehrmals.
Was die Pflanzen lehren
Sie hatten es geschafft. Und ich auch. Ich habe dabei gelernt: Die Pflanzen haben ihre eigene Kraft, einen eigenen Rhythmus. Sie mögen das eine und anderes nicht. Ich kann ihnen helfen: Mit Gießen und Düngen. Und manchmal kann ich gar nichts tun, damit sie Werden, Wachsen und Vergehen. Es geschieht einfach.
Die Erkenntnis der Blumen
Drei Rosen und eine Sonnenblume in meinem Garten: das ist Verantwortung – für ein kleines Stück Erde. Und eine große Erkenntnis: um meinen Platz in der Welt. Ich merke: Ich muss nicht alles schultern. Die drei Rosen und die eine Sonnenblume haben mir gesagt: „Das ist genau richtig für dich. Du hast uns gut durch den Sommer gebracht. Wir haben dich gut durch den Sommer gebracht. Freuen wir uns einfach über das Werden, Wachsen und Vergehen. Es gehört zum Leben.“
Stimmt denke, und ich summe dazu das Kirchenlied: „… ja, Wachsen und Gedeihen steht in des Himmels Hand“