Die Tage nach Weihnachten
Als Kind mochte ich diese Tage nach Weihnachten nicht so besonders. Ich war ein bisschen traurig, weil diese wunderbare Zeit mit ihrem Glanz nun zu Ende ging. Drei Tage hatte die ganze Familie zusammengehockt, gegessen, gesungen, mit Geschichten und Geschenken. Und dann kamen noch die Verwandten vorbei zum Kaffeetrinken, und das alles bei Kerzenschein am Tannenbaum. Das war so schön, dass es am liebsten immer so weitergehen sollte: Das ganze Leben ein einziges hell strahlendes Weihnachtsfest.
Wenn nach dem Fest der Alltag wieder beginnt
Umso enttäuschter war ich, wenn es am Tag nach dem Weihnachtsfest ganz normal weiterging. Die Eltern mussten wieder zur Arbeit, die festliche Beleuchtung in der Innenstadt wurde abgeschaltet und obendrein zeigte sich das Wetter von der schmuddeligen Seite: Matsch und grauer Regen, noch nicht einmal weißer Winter.
Bedeutung und Nachklang von Weihnachten – ist alles sofort vorbei?
Dieser Stimmungsumschwung ist nicht nur Ausdruck eines kindlichen Gemüts. Auch als Erwachsener stelle ich mir diese Fragen: Ist Weihnachten wirklich nur eine kurze Episode? Das wären ein paar schöne Tage ohne weitere Auswirkung auf das Leben. Kann diese umwälzende Botschaft von dem Kind in der Krippe so einfach verpuffen? Es darf doch nicht weitergehen, als wäre nichts geschehen.
Das Kirchenjahr: Weihnachten geht weiter
Das christliche Kirchenjahr sieht das anders: Da ist Weihnachten jetzt nicht zu Ende. Die Festbeleuchtung, die Krippe und auch der Tannenbaum bleiben an vielen Orten bis zum 6. Januar. Dann ist der Dreikönigstag, er erinnert daran, wie die Heiligen drei Könige zur Krippe kamen. So lange können wir uns also noch an dem weihnachtlichen Schmuck und Glanz erfreuen, Christstollen essen und die Sterne in den Fenstern leuchten lassen. Tatsächlich gab es im Mittelalter das Brauchtum, Weihnachten sogar über diesen gesamten Zeitraum zu feiern - zwölf Tage lang.
Was bleibt nach den Heiligen Drei Königen?
Aber was ist dann? Ist danach alles zu Ende? Wenn ich die Botschaft der Heiligen Nacht ernst nehme, wenn ich davon ausgehe, dass die Geburt Gottes im Stall die Welt verändert und auch mein eigenes Leben, dann kann Weihnachten doch nicht zu Ende sein.
Martin Luthers Blick auf Weihnachten: ein bleibendes Geschenk
Martin Luther hat in einer Predigt hervorgehoben, dass die Geburt Jesu keine einmalige Geschichte ist, sondern ein Geschenk, das bleibt. Und dann fügt er hinzu: „Dieses Anschauen des Gottessohnes in Niedrigkeit hält dich auf dem richtigen Weg, so dass, wo Christus hingeht, du folgen kannst.“ [1]
Die Weihnachtsbotschaft leben
Aber was heißt es; die Niedrigkeit anschauen? Und wie kann ich dadurch meinen Weg finden? Dieser Botschaft folgen meint: Auf die Schwachen achtgeben, die Verfolgten beherbergen, den Hilfsbedürftigen beistehen, den Armen etwas abgeben. So gesehen ist Weihnachten eigentlich niemals zu Ende, jetzt geht es erst richtig los. wohl nicht mehr mit Lametta und Tannenbaum, aber in dem, was ich fühle und denke. Und damit wir es nicht vergessen, feiern wir im nächsten Jahr wieder den Geburtstag Christi.
[1] Martin Luther Epistel-Auslegung, Bd. 4: Der Galaterbrief, hg. v. Hermann Kleinknecht, Göttingen 1980, 38.