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Wiesheu, Annette

Eine Sendung von

Katholische Studienleiterin an der Akademie des Bistums Mainz in Darmstadt

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Wie schön, dass du geboren bist

Ich weiß nicht, ob damals in der heiligen Familie mit Maria, Josef und Jesus Geburtstage gefeiert wurden. Wenn ja, dann hätte heute eine Party angestanden. Das Geburtstagskind wäre die Frau des Hauses gewesen, Maria, die Mutter von Jesus.

Zumindest im Festkalender der katholischen und der orthodoxen Kirche steht heute dieses Fest: „Mariä Geburt“ lautet der offizielle Name.

Es gibt nur drei Ausnahmen

Ein Geburtstag im kirchlichen Kalender – das ist etwas Ungewöhnliches. Denn Geburtstage spielen in der Bibel und in der christlichen Tradition eigentlich keine große Rolle. Nur ganze drei Ausnahmen gibt es: Natürlich Weihnachten, dann feiern Christinnen und Christen die Geburt von Jesus. Genau sechs Monate vorher ist das Fest der Geburt von Johannes dem Täufer, der das Wirken von Jesus ankündigt. Und eben der heutige Festtag: Mariä Geburt. 

Eigentlich ist sie schon zu alt...

Dass der 8. September wirklich der Geburtstag von Maria war, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Es ist eher ein symbolisches Datum. In der Bibel ist von der Geburt und Kindheit Marias auch überhaupt nichts zu lesen. Erst einige Jahrhunderte nach den Texten des Neuen Testaments entstanden Erzählungen rund um ihr Leben.  Maria, so die Legende, ist die Tochter von Anna und Joachim. Beide haben lange vergeblich darauf gewartet, ein Kind zu bekommen. Eigentlich ist Anna schon zu alt für ein Kind, aber gegen alle Erwartungen wird sie schwanger und bringt ein Mädchen zur Welt: Maria, die dann später die Mutter von Jesus wird.

Sie war ein ganz normaler Mensch

Deswegen wird Marias Geburtstag wohl auch gefeiert: Weil mit ihr sozusagen die Geschichte von Jesus ihren Anfang nimmt. Mit der Geburt von Maria deutet sich an, dass Jesus kommt, der den Menschen die Frohe Botschaft bringt. Ein Gebet zum heutigen Festtag nennt Maria die „Morgenröte des Heils“.

Von den vielen Marienfesten, die es im Kirchenjahr gibt, gefällt mir das Fest Mariä Geburt besonders gut. Zum einen weil es etwas Freudiges hat: Den Geburtstag feiern, da steckt immer die Botschaft darin: Es ist einfach schön, dass es dich gibt! Und das Fest zeigt Maria von einer normalen, menschlichen Seite. Wie alle Menschen, hat eine Mutter sie geboren. Sie war ein ganz normaler Mensch, eine von uns. 

Er gibt meinem Leben Sinn und Bedeutung

Und zugleich erzählt die Legende: Ihre Geburt war ein Wunder, Gott hat die Gebete ihrer Eltern erhört und ihnen dieses Kind geschenkt. Maria ist etwas Besonderes von Anfang an. Gott hat etwas mit ihr vor, hat ihr eine Aufgabe zugedacht. Später wird sie diese Aufgabe annehmen – und Ja dazu sagen, die Mutter von Jesus zu werden.

Sie ist etwas Besonderes, von Anfang an. Und ich glaube: Das gilt nicht nur für Maria. Jede Geburt ist ein Wunder, jeder Mensch ist einzigartig, und als Christin glaube ich auch: Gott hat mit jedem Menschen etwas vor, hat ihm einen Platz zugedacht. Nicht in dem Sinne, dass ich keine freie Entscheidung treffen könnte – auch Maria wurde gefragt, bevor sie zustimmte, die Mutter von Jesus zu werden. Sondern in dem Sinne: Gott gibt dem Leben von jedem Menschen eine Bedeutung. Von Anfang an. Ich finde, auch das ist etwas, was ich am Geburtstag feiern kann: Gott schenkt mir Leben. Und Gott gibt meinem Leben Sinn und Bedeutung, darauf darf ich vertrauen. Das ist sein Geburts-Geschenk an mich.