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Eine Sendung von

Pastor evangelische Freikirche

Auf dem Weg

Pilgern ist nicht erst seit dem Buch von Harpe Kerkeling in Mode. Wenn katholische und evangelische Tagungsstätten eine Pilgertour anbieten, ist das ein Renner. Längst vergessene Orte werden wieder entdeckt, wie Gottsbüren im Reinhardswald oder Germerode am Meißner. An anderen Orten floriert seit langem das Geschäft mit den religiös motivierten Reisenden. Auf dem Kreuzberg zum Beispiel in der Rhön. Da strömen die Massen aus den Bussen in die Wirtschaft, einige – längst nicht alle - schauen in der Wallfahrtskirche vorbei.

Während viele wegen des deftigen Essens und der grandiosen Aussicht hier heraufkommen, sind andere auf der Suche nach spirituellen Erfahrungen. Am Rande des Weges, fast nebenbei stellt sich der eine oder andere Gedanke ein. Einsichten in den tieferen Sinn des Lebens oder die Erkenntnis, wie endlich unsere Existenz ist. Das Leben ist ausgespannt zwischen Geburt und Tod. Dazwischen liegt eine Spanne Zeit, ein Stück Weg. Der muss gegangen werden. Keiner wird gefragt, ob er leben will.

Die Einen scheinen getrieben. Die Anderen folgen dem großen Haufen. Wieder andere setzen bewusst einen Schritt vor den anderen. Sie wollen nicht möglichst schnell oder komfortabel von einem Ort zum anderen kommen. Sie halten es mit des chinesischen Weisen Konfuzius: Der Weg ist das Ziel. Darum nehmen sie sich Zeit. Im Rhythmus des Gehens findet man zur Ruhe. Der Kopf wird frei, den Gedanken nachzuhängen. Man geniest nicht nur die Aussicht, sondern gewinnt oft auch Einsichten, die dem Leben eine neue Richtung geben können.

Unterwegs sieht man aber nicht nur nach links und rechts, oder nach innen. Ab und zu schaut man auf zum Himmel. Von dort oben sähe alles noch einmal ganz anders aus. Und so lohnt es sich, den Lebensweg einmal aus Gottes Perspektive zu betrachten. Er lässt uns Menschen die Wahl. Ob wir durchs Leben hasten oder es geruhsam angehen. Wir können unseren eigenen Weg gehen. Im Unterschied zu Konfuzius ist Christen aber auch der Schlusspunkt wichtig. Wir freuen uns auf das Ziel, wie sich die Wanderer auf den Abend in der Hütte freuen.

Wenn am Gasthaus ein Schild steht Zimmer frei, wenn ein gastfreundlicher Wirt die Türe öffnet und uns willkommen heißt. Am Ende eines langen Weges tut es gut, wenn wir erwartet werden. Jesus sprach oft davon, dass wir uns auf das Ziel freuen können. Weil da einer nach uns Ausschau hält und schon alles vorbereitet hat. Wenn seine Kinder nach Hause kommen, dann feiert Gott ein Fest.