hr2 ZUSPRUCH
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Schoen, Dr. Ursula

Eine Sendung von

Prodekanin, Evangelisches Stadtdekanat Frankfurt

Zuversicht

Zuversicht

„Zum Durchstarten benötigen Sie zwei Dinge: Ihr Selbstvertrauen und Ihre Zuversicht!“ Ich war ziemlich überrascht, als ich das ausgerechnet in einem Handbuch für angehende Führungskräfte gelesen habe. „Zum Durchstarten benötigen Sie Zuversicht!“

Zuversicht, was für ein altmodisches Wort? Das ist doch eigentlich etwas für Leute, die ihr Leben nicht selbst in der Hand haben. Solche, die abhängig sind von anderen! Menschen, denen eigentlich nichts anderes übrigbleibt, als darauf zu hoffen, dass jemand für sie sorgen wird, z.B. eine Gutsherrin oder ein Unternehmenschef oder auch Gott. Da fällt mir ein Vers von Fontane ein: „Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht sangen: Jesus meine Zuversicht!“

Diese Art von Zuversicht kann in dem Handbuch wohl nicht gemeint sein! Führungskräfte sollten doch eher zeigen, dass sie die Lage unter Kontrolle haben und sich nach vorne ausrichten! Richtig: „Zuversicht“, so lese ich weiter, „kann auch mit Optimismus gleichgesetzt werden. Es bedeutet die unerschütterliche Erwartung, dass das, was geschehen wird, positiv sein wird!“

Dieser Satz reizt mich zu fragen, wie ich selbst Zuversicht verstehe! Auch als evangelische Dekanin bin ich verantwortlich für viele Menschen! Wie gehe ich mit dieser Verantwortung für andere um? Optimismus ist sicher eine gute Grundhaltung! Er macht mich fröhlicher und erleichtert allen den Umgang miteinander!

Aber Zuversicht – das ist für mich etwas ganz anderes als ein wenig positives Denken! Das merke ich immer dann, wenn ich aus dem inneren Druck, was ich noch alles zu einem guten Ende bringen muss, nicht mehr aussteigen kann!

In solchen Momenten sagt mein Kollege manchmal zu mir: „Du, da können wir nichts mehr tun, da brauchen wir jetzt Gottvertrauen!“ Dann werde ich daran erinnert, worauf ich als Christin vertraue: Der große Wurf der neuen Welt liegt in Gottes Hand. Gott steht dafür ein, dass es positiv ausgeht, und nicht ich! Es reicht, wenn ich eine gute Mitmacherin bin! Und plötzlich bin ich den Bauern, von denen Fontane spricht, ziemlich nah und spüre ich, wie tiefe Zuversicht in mir wächst.