hr2 ZUSPRUCH
hr2
Tönges-Braungart, Michael

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Bad Homburg

UNICEF

UNICEF

An Weihnachten feiern wir die Geburt des Kindes, das vor zweitausend Jahren in einer Krippe gelegen hat, weil es keinen anderen Platz für es gab. Christen feiern, dass Gott uns in diesem Kind begegnet. Wie könnten wir darüber die Kinder unserer Tage vergessen? Denn die Situation von Kindern in vielen Ländern der Welt ist schlecht. Und was daran erschreckend ist: Oft profitieren wir davon. Betroffen macht die Nachricht: Viele der Grabsteine, die hier auf Friedhöfen stehen, stammen aus indischen Steinbrüchen, in denen Kinderarbeit an der Tagesordnung ist.

Wenn wir Kleidung kaufen, können wir nicht immer sicher sein, dass sie nicht in Kinderarbeit hergestellt ist. Ich bin deshalb froh, dass es Menschen und Organisationen gibt, die sich engagieren und die ich unterstützen kann. Heute denke ich besonders an UNICEF, weil es vor 67 Jahren, am 11. Dezember 1946, als Kinderhilfswerk der UNO gegründete wurde. Am Anfang hat es Kindern in Europa geholfen, die unter den Folgen des Weltkrieges zu leiden hatten.

Heute haben sich die Aufgaben verändert. Es geht darum, Kinder und Mütter bei Gesundheit, Familienplanung, Hygiene, Ernährung und Bildung zu unterstützen. Oder in Notsituationen zu helfen wie z.B. nach dem Taifun auf den Philippinen. Aber auch politisch ist das Hilfswerk aktiv: Im Engagement gegen den Einsatz von Kindersoldaten, gegen Kinderarbeit und für den Schutz von Flüchtlingen.

Mit einem Mädchen wie Thimmalamma bekommt für mich dieses Engagement ein Gesicht.  Sie stammt aus Indien und ist gerade einmal vierzehn Jahre alt.  Man sieht ihr an, dass sie jahrelang hart gearbeitet hat – auf einer Baumwollfarm. Elf bis zwölf Stunden am Tag hat sie zusammen mit ihren Schwestern auf den Feldern geschuftet – bei sengender Hitze.

Das ist nun vorbei. Mit 14 Jahren darf Thimmalamma das erste Mal zur Schule gehen. Denn UNICEF hat in ihrer Region ein Bildungsprogramm gestartet. Kinder erhalten kostenlos Schulmaterial und Schuluniformen. In besonderen Schulen können Kinderarbeiter den verpassten Lernstoff nachholen. Auch die Lehrer werden unterstützt. Denn sie müssen die Eltern davon überzeugen, wie wichtig Bildung für ihre Kinder ist; wie wichtig es ist, die Kinder in die Schule zu schicken. Die Leute von  UNICEF bringen darüber hinaus auch Gemeinden und Arbeitgeber an einen Tisch, um ein Bewusstsein dafür zu wecken, wie schädlich Kinderarbeit ist. Inzwischen haben sich die ersten dreitausend Baumwollfarmer verpflichtet, keine Kinder mehr zu beschäftigen.

Ich erinnere mich heute daran, was ich selbst tun kann. Zum Beispiel beim Kleiderkauf ruhig danach fragen, ob die Textilien in Kinderarbeit hergestellt werden. Oder mich darüber informieren, welche Hersteller darauf achten, dass ihre Produkte nicht aus Kinderarbeit stammen. Man kann auch die Grußkarten von UNICEF kaufen und zu Weihnachten verschicken oder direkt etwas spenden.

Denn wenn wir feiern, dass Gott uns in einem Kind begegnet – wie könnten wir darüber die Kinder unserer Tage vergessen?