Sesam öffne dich!
Als Kind war das mein Zauberspruch: Sesam, öffne dich! Ich liebte nämlich das Märchen mit diesem Zauberspruch „Alibaba und die 40 Räuber“. Er öffnete die Höhle, in der das viele Geld der Räuber lag. Alibaba hatte vierzig Räuber vor einer Höhle beobachtet und dieses Zauberwort gehört. Neugierig geworden, sprach er es selbst, als die Räuber wieder weg waren. Alibaba entdeckte unendlich viel Gold, Juwelen, kostbare Stoffe und Teppiche und nahm etwas davon mit. Als sein Bruder Kasim davon erfuhr, reiste er mit Lasteseln dorthin, um den Schatz komplett zu heben. Er nutzte das Zauberwort und badete im Gold. Er war völlig außer sich. Dann bepackte er seine Esel und wollte die Höhle wieder verlassen. Aber ihm fiel das Zauberwort nicht mehr ein. Vor lauter Gier hatte er es vergessen. Verzweifelt schrie er alle möglichen Worte heraus, aber das richtige blieb ihm verschlossen. Der Reichtum hatte seine Sinne vernebelt und seinen Verstand verklebt. Die Schatzhöhle wurde für ihn zum Gefängnis, schließlich verlor er dort sein Leben.
Besitz und Reichtum sind hilfreich für ein zufriedenes Leben. Aber Reichtum macht allein nicht glücklich. Es bleibt die Frage, worum es im Leben eigentlich geht. Wenn es allein um Besitz geht, kann die Geschichte ausgehen wie bei Kasim. Reichtum kann maßlos und gierig machen und den Verstand vernebeln. Fast täglich hören wir von Briefkastenfirmen zum Steuerbetrug, von Schwarzgeldkonten und Steuerhinterziehung. Das geht alle an, denn mit Steuergeldern wird das gesellschaftliche Solidarprinzip finanziert. Besitz und Reichtum sind zwar nichts Verwerfliches. Aber Gier und der maßlose Drang nach Mehr sind keine guten Berater. Das Zauberwort „Sesam, öffne dich!“ eignet sich nicht als Lebenskompass. Es sind andere Leitworte, die orientieren können.
Jesus von Nazareth hat gesagt: Verbring Dein Leben nicht damit, Schätze zu sammeln, die verrotten und verrosten. Sein Zauberwort ist: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst!“ Das öffnet das Herz. Ich sehe, was ich brauche und was die anderen brauchen. Dabei ist das Streben nach einem finanziell unabhängigen Leben für die meisten Menschen wichtig und sinnvoll. Das ist aber etwas anderes, als allein von materiellen Werten abhängig zu sein.
Manche Fragen können helfen, sich zu öffnen und den richtigen Weg zu finden. Zum Beispiel: Was bedeutet mir etwas? Was gehört für mich zum Leben, das gelingt? Was führt mich in die Irre? Das Märchen von Ali Baba übersetzt in Bildern eine Antwort Jesu auf diese Fragen. Er hat gesagt: Niemand lebt allein davon, dass er viele Güter hat. Wohl dem, der Liebe erlebt und sie weitergeben kann.