Lachend
Heute ist Weiberfastnacht - Jetzt beginnt sie wieder, die sogenannte „närrische“ Zeit: die Fastnacht in Mainz und der Karneval in Köln. Eine Zeit mit Umzügen und Prunksitzungen, in der vor allem eines im Vordergrund steht: Das humorvolle Lachen! In meinem evangelischen Elternhaus im Rheinland wurde der Karneval belächelt: Das sei doch eigentlich nur etwas für Katholiken!
Das Lachen hatte von jeher keinen leichten Stand im Christentum. Dahinter stand die Angst, dass mit dem Lachen ja auch die Wahrheit des Glaubens und der Bibel ins Lächerliche gezogen würde. Dass Lachenden eben die richtige Demut fehlt. Bereits die Kirchenväter betonten, dass im irdischen Leben eigentlich nur geweint werden darf, während das Lachen dem künftigen, dem himmlischen Leben vorbehalten ist.
Ist das Lachen also eine Lebenshaltung, die von Christinnen und Christen nur im Himmel geübt werden darf? Ich glaube nicht! Denn es ist das Lachen, das den Menschen zum Menschen macht, so hat es schon Aristoteles gesehen. Tiere können nicht lachen oder das eigene Leben einmal aus der Distanz betrachten. Der sog. „tierische Ernst“ ist demnach keine typisch menschliche Grundhaltung.
Im Lachen können wir uns leicht nehmen. Wir verschaffen uns Distanz in Situationen, die wir nicht ändern können. Wir befreien uns von Zwängen und Belastungen, mit denen wir uns nicht abfinden wollen. In schwierigen Situationen im Krankenhaus habe ich oft erlebt, wieviel ein humorvoll zugewandtes Wort bewirken kann. Auch die Rheinländer haben sich in der Mainzer Fastnacht bzw. im Kölner Karneval mit dem Unabänderlichen auseinandergesetzt. Sie haben in den Spielmannzügen die französische und später preußische Besatzung auf’s Korn genommen. Und die Besatzer waren klug genug, um diesen Freiraum zuzulassen.
Menschen mit Humor können souverän damit umgehen, dass Wunsch und Wirklichkeit oft auseinanderklaffen: Liebesromantik und Beziehungsalltag sind eben nicht dasselbe. Humor bejaht die die Begrenztheit und Endlichkeit allen Lebens. „Die Schöpfung ist eben nicht vollkommen, wäre sie es, wir bräuchten keinen Humor\", schreibt die Pfarrerin Henriette Crüwell. Für sie ist Humor alles andere als ein Zeit-Vertreib, sondern vielmehr die Anerkennung der Zeitlichkeit.
Der französische Philosoph Blaise Pascal Gott bemerkte lächelnd: Gott lacht, wenn er von unseren Plänen hört. Vielleicht geht es genau darum auch im Lachen: Um das Bewusstsein für den Unterschied zwischen Gottes Allmacht und menschlichen Möglichkeiten. Und um die Hoffnung, dass es jenseits unserer Grenzen eine andere Wirklichkeit gibt – eine himmlische, die wahrhaft Grund zum Lachen gibt!