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Häbel, Dr. Ulf

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen

In der Ruhe liegt die Kraft

In der Ruhe liegt die Kraft

„Lasst uns mal fünf Minuten zufrieden sein.“ Diesen Satz soll der Gründer der Möbelfirma IKEA manchmal gesagt haben. Ich habe das in einem Interview im Radio gehört, dass zu seinem  fünfundachtzigstem Geburtstag gesendet wurde. Er erzählte, wie schwer es war, damals seine Ideen von Möbeln auf den Markt zu bringen. Die damals etablierten Firmen versuchten, die neu aufkommende Firma zu verdrängen, wo immer es ging. Bei Ausstellungen und Messen wurde sie oft nicht zugelassen. Wenn dann alle seine Mitarbeiter enttäuscht und an Leib und Seele fertig waren, dann hatte er diesen Satz gesagt: “Lasst uns mal fünf Minuten zufrieden sein.“ Und dann, so erzählte der alte Mann, hätten Sie sich einfach auf den Boden gesetzt, nichts mehr gemacht und auch nicht mehr geklagt oder geschimpft. Dieser Augenblick des Nichtstuns ließ sie zur Ruhe kommen und gab ihnen wieder Mut, weiter zu machen.

Ich kann nicht beurteilen, ob dieser Grundsatz in der Möbelfirma immer noch gilt. Ich habe nur den Satz behalten. So ähnlich, wie man manchmal sagt: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ Das ist eine Stelle der Bibel, die zum Sprichwort geworden ist. Beim Propheten Jesaja kann man das nachlesen. Die Mächtigen von Jesajas Zeit überlegten, ob sie Krieg gegen ein anderes Volk führen wollen. Mal zeigen, wie stark sie sind. Oder vielleicht doch lieber fliehen? In der Hektik zwischen Kriegsvorbereitungen und Fluchtgedanken sagt Jesaja: „In der Ruhe liegt die Kraft. Wenn ihr stille seid und hofft, dann werdet ihr stark!“

Viele Menschen haben das schon erlebt: Es ist gut, manchmal einen Augenblick lang still zu sein, statt zu schimpfen. Einen Moment lang zu verharren, statt weiter zu hetzen. Ruhe zu finden, statt Hektik zu verbreiten. Das gilt auch für Organisationen, auch für die Kirchen. Manchmal hört man Leute sagen: „Ändert nicht zu viel auf einmal. Eins nach dem anderen ist besser. Macht nicht zu schnelle Veränderungen, die Leute kommen nicht mit“. Mal stehen bleiben und nachdenken wäre gut. „Entschleunigung“ nennt man das heute. Oder einfach gesagt: Lasst uns mal einfach fünf Minuten zufrieden sein.

Vielleicht ist das ein guter Rat, wenn es an der Arbeitsstelle drunter und drüber geht oder wenn zu schnelle und zu viele Veränderungen Stress verbreiten. Dann einen Augenblick verharren, fünf Minuten zufrieden sein. Denn in der Ruhe liegt die Kraft!