hr2 ZUSPRUCH
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Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Darmstadt

Euch schickt der Himmel

Euch schickt der Himmel

„Euch schickt der Himmel!“ So begrüße ich die Freunde, die mich spontan besuchen kommen. Denn, was sie nicht wissen können: Meine Waschmaschine ist gerade ausgelaufen und hat meinen Keller überflutet. Ich bin alleine mit meinen beiden kleinen Kindern zu Hause und habe gerade überlegt, was ich denn jetzt tun kann. Da klingelt es an der Tür. Die Freunde bleiben, kümmern sich um die Kinder und ich mich um das Wasser und die Waschmaschine. Der Tag ist gerettet.

Reiner Zufall, sagen die einen jetzt vielleicht, dass die Freunde gerade in dem Moment geklingelt haben. Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass Menschen manchmal geschickt werden. Vom Himmel. Dass sie zu Boten werden und zu Helfern und Helferinnen in der Not. Bei Alltagsdingen, so wie bei meiner Waschmaschine. Es kann aber auch sein, dass Menschen zu Boten werden in Situationen, die existentieller sind.

In der Bibel wird eine solche Geschichte erzählt. Ein Mann wird von Räubern überfallen. Sie schlagen ihn und rauben ihn aus. Schwer verletzt lassen sie ihn schließlich am Straßenrand liegen in einer einsamen Gegend. Aber gegen alle Wahrscheinlichkeit kommen Menschen an der Stelle vorbei. Sie sehen den Verletzten dort liegen, aber sie gehen vorüber. Nur einer bleibt stehen. Er beugt sich über den Verletzten, versorgt seine Wunden. Er bringt ihn in ein Gasthaus und zahlt dem Wirt die Unterkunft und die Pflege im Voraus. Dann geht er wieder seiner Wege.

Menschen können zu Boten und Botinnen Gottes werden, zu Helferinnen in der Not. Gelegenheiten dazu gibt es viele. Und auch Menschen, die sich geschickt fühlen, sie wahrzunehmen. Wie zum Beispiel die Jugendlichen, die bei der diesjährigen Zweiundsiebzig-Stunden-Aktion mitmachen, einer Idee, die von der Katholischen Jugend kommt. Ab heute wollen sie zweiundsiebzig Stunden lang für andere zu Helferinnen und Helfern – zu Himmelsboten werden. Und so nennen sie ihre Aktion auch: Uns schickt der Himmel. Sie werden Spielplätze in Stand setzen und Schulhöfe aufräumen. Sie werden Menschen in Situationen unterstützen, die ohne Hilfe schwer zu bewältigen wären.

Für mich ist sie kein Zufall, die Hilfe, die mir von anderen Menschen zu Teil wird. Ich verstehe sie als einen Teil des Wirkens Gottes in der Welt. So kommt Gott Menschen nahe. In Alltagsdingen genauso wie bei großen Fragen und Herausforderungen. Und so fühle ich mich begleitet, von Boten, die der Himmel schickt.