Demenzgarten
Im Sommer soll der Demenzgarten fertig sein. Er ist Teil eines Parks, der neben der Eugen-Kaiser-Schule in Hanau neu entsteht. Der Lorenzpark. Der Schulgarten unserer beruflichen Schule wird integriert sein. Ein Gewächshaus wird er bekommen. Eine Schul-Imkerei. Und den Demenzgarten. Dass die Grünfläche mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten nötig ist für die ‚grünen‘ Ausbildungsberufe an unserer Schule ist klar. Dass Besucher Ruhe finden, Kraft tanken können. Aber ein Demenzgarten? Gedacht für Menschen aus dem Altersheim gegenüber unserer Schule. Duftsträucher, blühende Pflanzen, Wasser, verschiedene Gehwegbeläge – all das soll die Sinne der Dementen ansprechen. Sehen, fühlen, riechen, schmecken. Die vertrauten Sinneseindrücke sollen Erinnerungen wecken. Vergangenes Leben wieder beleben.
Auch Hören ist eine Brücke zur Vergangenheit. Ein Zugang zum Erkrankten. Bei gläubigen Menschen habe ich das erlebt. An Sterbebetten mit alten Kirchenliedern. „So nimm denn meine Hände“ habe ich leise gesungen. Dieses alte Glaubenslied, das viele Ältere von Kindheit an kannten. Und: sie reagierten. Eine Bewegung. Ein Händedruck. Ein Lidschlag. Immer hatte ich das Gefühl, den Anderen wohltuend angerührt zu haben. Etwas Vertrautes geweckt zu haben. Tief in seinem Inneren. Die gleiche Erfahrung habe ich mit Demenzkranken gemacht. Den vertrauten Melodien und Texten gelang es, den Panzer des Vergessens zu durchbrechen.
„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“, „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“, solche ‚Klassiker‘ des Glaubensguts haben viele Menschen gelernt. Als Konfirmanden vielleicht lernen müssen. Proviant für’s Leben können sie sein. Wichtig werden, wenn ich im Land des Vergessens unterwegs bin. Das gelingt wohl nur, wenn ich einen Schatz in mir trage, an den angeknüpft werden kann. Deshalb lege ich mir einen Vorrat an Glaubensworten an. Die mir etwas bedeuten. Ein Bibelwort, das mich anspricht, schreibe ich auf einen Zettel. Der kommt in meine Brusttasche. Über den Tag hole ich ihn immer wieder einmal hervor. Versuche mir den Vers einzuprägen. Ich sammle Glaubensgut. In der Hoffnung, dass mich das Gotteswort einst erreicht. Wenn vielleicht sonst nichts mehr an mich geht.
Der Demenzgarten müsste auch eine Hörstation haben. Wo Vertrautes an mein Ohr dringt. Das mir wichtig war. Wovon ich gelebt habe. Worte der Hoffnung, die in mir schlummern und wach werden. Und Gott mit ihnen. In mir. Das könnte ich als Schulseelsorger für den Demenzgarten zusteuern. Wie das technisch gehen kann, weiß ich noch nicht. Ich werde es mit unseren Gärtnern und der Schulleitung besprechen.