Vertrauensvoll werden
Unsere Irisch-Setter-Hündin Lara bekam einen Wurf von vierzehn Welpen. Die meisten fanden ohne Mühe ein neues Zuhause. Ali Baba blieb bis zuletzt. Er war ein unscheinbarer Rüde mit nur einem Hoden. Ihn suchte niemand aus. Ali Baba war in der Hundeschule nicht der schnellste, aber was er gelernt hatte, das behielt er. Nach drei bis vier anstrengenden Jahren wurde ein zuverlässiger Therapie- und Rettungshund aus ihm.
Wenn jemand vermisst wurde, zum Beispiel ein älterer Mensch mit Orientierungsschwierigkeiten, dann suchte Ali Baba ein Wald - oder Parkgelände ab. Als Therapiehund machte er Kindern mit Handicaps Freude. Es gibt einige, die ihre Hundeangst durch Ali Baba verloren haben.
Auch bei Besorgungen in der Stadt konnte man ihn problemlos mitnehmen. So war er dabei, als mein Vater mit meinem Bruder unterwegs war, um sich in verschiedenen Autohäusern neue Modelle anzuschauen. Dabei legten sie Ali Baba bei einem Autohaus in einem offenen Kombikofferraum ab, wo er brav und gelassen liegenblieb.
Nach einer Weile brachen mein Vater und mein Bruder wieder auf und besorgten noch andere Dinge. Zuhause fiel ihnen auf: Sie hatten den Hund im Autohaus vergessen! Schnell fuhren sie wieder zurück, und da lag Ali. Seelenruhig, am selben Platz. Er freute sich, seine Leute wiederzusehen, schien aber nicht beunruhigt darüber, dass es lange gedauert hatte.
Es ist für einen Hund normalerweise wichtig, dass das Rudel zusammenbleibt. Deshalb muss ein Hund erst lernen, dass alles in Ordnung ist, auch wenn die Bezugsperson einen Moment nicht zu sehen ist. Wir haben das viele Male mit Ali geübt, so lernte er darauf zu vertrauen, dass immer jemand wiederkommt.
So ein ruhiges Vertrauen wünsch’ ich mir auch für mich. Als Mensch kann ich mein Leben aktiv gestalten und vieles selbst bestimmen. Aber manchmal muss ich abwarten, was kommt. Manchmal kann ich die Dinge nicht selbst regeln so, wie ich will. Wenn ich mich z.B. untersuchen lassen muss, oder wenn ich mich beworben habe, wenn ein Umzug ansteht oder ich auf die positive Antwort eines Freundes hoffe. Ich bin dann innerlich aufgewühlt, weil ich noch nicht sehe, wie es weitergeht. Ich ringe dann darum, innerlich wieder ruhig zu werden.
Mir hilft es in diesen Situationen darüber zu meditieren, dass Gott mich nicht vergessen hat. Egal, wie meine Situation ausgehen wird, mit IHM kann ich weitergehen. Es beruhigt mich, dass ich zu Gott immer Kontakt aufnehmen kann, auch wenn ich ihn nicht sehe. Auch wenn ich ihn gerade nicht spüren kann. Es ist, wie wenn ich auf einem Bein stehen will, aber innerlich nicht die Balance finde. Wenn ich mein zweites Bein dazu nehme, gewinne ich wieder Stabilität.
Psalmen und andere Bibelworte schenken mir in solchen Momenten einen inneren Frieden. Sie werden für mich zum zweiten Standbein. Sie erinnern: Gott kann ich vertrauen. Das schenkt mir festen Grund unter den Füßen, und so kann ich auch innerlich wieder Ruhe gewinnen.