Unisex im Haushalt
„Hör mal, so geht das nicht“, sagt die junge Frau zu ihrem Mann, als er mit dem Staubsauger um die Stühle herumfährt, anstatt sie vorher beiseite zu stellen, „So kommst Du mit dem Ding doch gar nicht unter den Esstisch.“ „Lass mich`s doch auf meine Art machen“, sagte der Mann, der nämlich die Stühle einzeln hoch hebt und so auch die Teppichmitte erreicht. Am Wochenende in der Küche. Mann und Frau breiten gemeinsam ein Ragout. Es sind Zwiebeln zu schneiden. „Sehr fein“, sagt das Kochbuch. Der Mann schneidet die Zwiebeln. Aber nicht sehr fein. Die Frau beanstandet das. „Lass mich`s doch auf meine Art machen“, sagt der Mann. „Die verkochen doch.“ Untypisch ist diese Situation in modernen Ehen nicht. Sie macht deutlich, dass die Mithilfe der Männer im Haushalt – die so lange und nachdrücklich und zu recht von den berufstätigen Frauen und Müttern eingefordert wurde – ein neues Problem gebar. Das der Kompetenz, die nun auf einmal geteilt werden muss.
Ohne dass es ihr bewusst ist, verteidigt die Frau eine in Jahrhunderten gewachsene Überlegenheit in allen Fragen, den Haushalt und die Kinder betreffend. Natürlich ist sie dankbar dafür, dass der Mann morgens die Dreijährige zum Kindergarten bringt. Aber den Vorwurf, er habe die Kleine mal wieder völlig unpassend angezogen, kann sie ihm nicht ersparen. Was immer er tut, sie steht kontrollierend hinter der Tür. Macht er auch alles richtig? Maternal gatekeeping, mütterliche Zugangskontrolle nennt die Forschung das, und es ist Anlass für viel Frust unter den Geschlechtern. Da mögen wir nach außen hin in Unisex-Klamotten durch die Welt laufen und gleiche Leistungsbeschreibungen für Mädchen und Jungen, Frauen und Männer formulieren: es bilden sich doch immer wieder geschlechtsbezogene Präferenzen heraus.
Ich erlaube mir heute mal zu fragen, ob wir das nicht am Ende brauchen, dieses Sichtbarwerden eines nicht nur kleinen Unterschieds. Ob nicht in dem unterschiedlichen Zugriff auf die Welt der eigentliche Reichtum steckt. Historisch gesehen ist es ja noch immer ein sehr neuer Zustand, dass Männer und Frauen um die gleichen Arbeitsplätze konkurrieren können und damit die geschlechtsbezogene Aufgabenteilung hinter sich lassen. Die wurde ja lange als eine anthropologische Konstante angesehen und zu einer massiven sozialen Schlechterstellung der Frau ausgebaut. Unsere Chance heute liegt darin, die real existierende Unterschiedlichkeit in das neue Miteinander der Geschlechter einzubringen. Das ist eine Voraussetzung unserer Zukunftsfähigkeit und hat durchaus eine theologische Dimension. Denn in den Jesus-Geschichten steckt auch immer wieder die Aufforderung, die Welt aus einer veränderten Perspektive heraus zu leben, das Alte hinter sich zu lassen. Doch nur wenige wagten, das auch auf das Verhältnis der Geschlechter zu übertragen.
Wir sind, denke ich, dabei schon ein gutes Stück voran gekommen. Väter vorm Kochherd oder Kinder fütternd? Männer beim Hausputz? In meiner Jugend ebenso undenkbar wie eine Bundeskanzlerin. Und wenn nun also am Wochenende der Haushalt wieder gemeinsam „geschmissen“ wird: Liebe Frauen, seid nicht so dogmatisch. Sollen die Männer es doch ruhig auf ihre Art machen. Hauptsache, wir nehmen den Konkurrenzdruck aus der Sache und freuen uns der aktiven Partnerschaft.